Absturzstelle ist schweres Kampfgebiet

Die Kämpfe hinterlassen schwere Schäden
Die ausländischen Ermittler können weiterhin nicht in das Gebiet. Die Separatisten erhalten Nachschub.

Während in Brüssel über weitere Russland-Sanktionen beraten wurde, gibt es im Osten der Ukraine weiterhin heftige Gefechte zwischen der Armee und pro-russischen Rebellen. In Horliwka seien bei Kämpfen am Montagabend 14 Menschen, darunter fünf Kinder getötet worden, teilten die Behörden am Dienstag mit. In Lugansk starben fünf Menschen beim Beschuss eines Altersheims. Kämpfe gab es auch in der Separatistenhochburg Donezk, die Stadt Schachtjorsk liegt unter Minenwerferbeschuss. Die ukrainische Armee habe dort mindestens vier Luftangriffe auf feindliche Stellungen geflogen, sagte der Kiewer Militärexperte Dmitri Tymtschuk. Weite Teile von Lugansk sind ohne Gasversorgung und Strom.

Die ukrainische Armee konnte die Rebellen nach eigenen Angaben in ihre Hochburgen Donezk und Luhansk zurückdrängen. Zudem versuchen sie die Kämpfer an anderen Stellen zu umzingeln. Nach Angaben der Rebellen wurden in den Gefechten seit Anfang Mai 7400 ukrainische Soldaten getötet oder verwundet. Die Regierung in Kiew spricht hingegen von weniger als 1500. Regierungstruppen versuchen seit Tagen Separatisten aus der Region um die Absturz-Stelle von Flug MH17 zu vertreiben.

Ausrüstung aus Russland?

Rebellenkommandant Igor Strelkow sagte zu Journalisten in Donezk, der Feind bringe alles in die Schlacht, was er zur Verfügung habe, um die "Volksrepublik Donezk" einzukreisen. Ein Informant der Rebellen berichtete, neue militärische Ausrüstung und Kämpfer für sie seien von Russland aus über die Grenze in die Ukraine gekommen. Allerdings war es nicht möglich, dafür eine unabhängige Bestätigung zu erhalten. Rebellenführer erklären bisher öffentlich, dass sie nicht von Moskau unterstützt werden. Auch Russland bestreitet entsprechende Vorwürfe westlicher Staaten.

Der Außenminister Russlands hat am Abend jedenfalls - zusammen mit seinem US-Amtskollegen John Kerry - ebenfalls ein Ende der Kämpfe an der Absturzstelle gefordert. In einem Telefonat betonten die Außenminister Sergej Lawrow und John Kerry die Notwendigkeit, die Resolution des UNO-Sicherheitsrats gewissenhaft umzusetzen. Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte hatte schon zuvor eine sofortige Waffenruhe verlangt. Er forderte den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko mit Nachdruck auf, die Gefechte zu stoppen, um die humanitäre Arbeit zu ermöglichen. Weil die Experten den Absturzort nicht erreichen können, gehe kostbare Zeit verloren, beklagte Rutte. Denn die Ermittler aus den Niederlanden und Australien sind den dritten Tag in Folge mit dem Versuch gescheitert, zur Absturzstelle vorzudringen. Die Gruppe sei in der Stadt Donezk geblieben, weil an der Absturzstelle und auf dem Weg dorthin "zu viel" gekämpft werde, teilte das niederländische Justizministerium am Dienstag mit.

Absturzstelle ist schweres Kampfgebiet
epa04334524 A picture made available on 29 July 2014 shows a blown up railway-bridge blocking the road between Charkov and Donetsk in Ukraine, 28 of July 2014. The Dutch investigators were not able to get to the crash site of the Malaysian Boeing flight MH17 because of fights in the area. Malaysia Airlines Boeing 777 flight MH17 with more than 280 passengers, including 193 Dutch passengers on board crashed in eastern Ukraine on 17 July. EPA/EVERT-JAN DANIELS

Die Strecke Charkiw-Donezk ist blockiert. Die Ermittler gelangen wegen der Kämpfe nicht zum Absturzort

Polizei-Aufruf

Weil in der Ostukraine bei den Ermittlungen wenig weitergeht, hat die niederländische Polizei andere Wege gesucht. Nach einem Aufruf sind 150 Fotos und Videos von Augenzeugen des Absturzortes eingegangen. Über Portale in vier verschiedenen Sprachen - Niederländisch, Englisch, Deutsch und Ukrainisch - seien die Aufnahmen bei der Polizei eingegangen, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Die Polizei hatte in der vergangenen Woche einen Internetaufruf an Augenzeugen im Absturzgebiet gestartet und um das Material gebeten.
Was genau auf den Fotos und Videos zu sehen war, dazu äußerte sich die niederländische Polizei nicht. Aufgerufen hatte sie dazu, Aufnahmen von der Absturzstelle vor, während und nach dem Unglück bereitzustellen. Da die Situation an der Absturzstelle höchst chaotisch ist, erhoffen sich die Beamten, mit Hilfe der Aufnahmen Licht ins Dunkel der Tragödie zu bringen.

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