Kurden-Offensive soll IS-Kalifat spalten

Kurden-Offensive soll IS-Kalifat spalten
Die wichtige Sinjar-Region im Irak soll zurückerobert werden. Das würde einen Keil in die irakischen und syrischen IS-Gebiete treiben.

Lange wurde sie erwartet, am Donnerstag Früh wurde die Offensive schließlich gestartet. Bis zu 7500 Peschmerga (kurdische Kämpfer im Nordirak) setzten zu einem Großangriff auf die bergige Region Sinjar (siehe Grafik) an. Unterstützt wurden sie dabei von US-Militärpiloten, die mit ihren Jets massive Angriffswellen flogen. Ziel der Operation: Die Rückeroberung jener Gebiete, die die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im August des Vorjahres überrannt hatte.

TV-Bilder zeigten mächtige Rauchsäulen, die über Sinjar aufstiegen. Reporter berichteten von heftigen Gefechten. Bis zu 700 Dschihadisten leisten angeblich erbitterten Widerstand gegen die von drei Seiten anrückenden Einheiten. IS-Kräfte sollen in Häusern Sprengfallen ausgelegt und die Gegend mit Minenfeldern überzogen haben.

Nachschub-Route

Für die selbst ernannten "Gotteskrieger", die in Teilen Syriens und des Iraks ein Kalifat ausgerufen haben, wäre ein Verlust des Territoriums ein herber Rückschlag. Denn Sinjar liegt auf der Transitroute 47, die das syrische Raqqa, die heimliche Hauptstadt des IS, mit Mossul verbindet – die Extremisten hatten die zweitgrößte irakische Stadt ebenfalls 2014 einnehmen können. Über diesen Highway transportiert der IS Nachschub und Kämpfer. Würde dieser gekappt, blieben nur noch Wüstenpisten und kleine Nebenstraßen, die bei den Regenfällen im Winter unpassierbar würden.

Die aktuelle Wettervorhersage war im Übrigen mit ein Grund dafür, die Offensive jetzt zu starten. Für die kommenden Tage ist Sonnenschein prognostiziert, was den Einsatz der US-Kampfflieger erleichtert. Auf dem Boden gehen die Peschmerga mit Panzer-Abwehrraketen des Typs "Milan" vor, von denen die Kurden mehrere Hundert Stück aus Deutschland erhalten haben. Auch Waffen amerikanischer Bauart kommen zum Einsatz. Trainiert und beraten wurden die Angreifer vor allem von einem italienischen Oberst sowie US- und kanadischen Spezialisten. An den Operationen sollen sie aber nicht direkt beteiligt sein.

Sex-Sklavinnen

Die Sinjar-Region war vor dem Eindringens des "Islamischen Staates" vor allem von Jesiden besiedelt. Diese Angehörigen einer religiösen Sekte, die von den Dschihadisten als "Teufelsanbeter" diskreditiert werden, wurden verfolgt und vertrieben. Immer noch befinden sich Hunderte jesidische Frauen als (Sex-)Sklavinnen in der Gewalt der Islamisten.

Die Einnahme Sinjars, so US-Oberst Steve Warren, wäre eine "erste entscheidende Etappe auf einer möglichen Befreiung Mossuls". Beides hätte hohe symbolische Bedeutung.

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