Klicks für die Republik: Internet-Botschafter Pristinas

Klicks für die Republik: Internet-Botschafter Pristinas
Digitale Diplomatie: Wie Tausende Kosovaren online für die internationale Anerkennung ihrer jungen Republik werben.

Kushtrim Xhakli wohnt in Pristina, der Hauptstadt von Kosovo. Wenn er auf Amazon ein Buch bestellen will, muss er – wie jeder andere – Namen und Adresse eingeben. Wenn er aber sein Land eingeben will, kann er es im Scrolldown-Menü nicht finden.

Die Republik Kosovo rief 2008 ihre Unabhängigkeit aus, während Belgrad das Territorium als „Autonome Provinz Kosovo und Metochien“, also Teil Serbiens, bezeichnet. Erst 106 von 193 UN-Mitgliedstaaten haben den neuen Staat Kosovo anerkannt.

Bewusstseinsbildung

Mit Diplomatie versuchen Politiker in Pristina, auch die übrigen Staaten zu überzeugen. Darunter Mächte wie China und Russland. Deren Politiker zu überzeugen ist schwer. Deshalb versucht es eine Gruppe junger Kosovaren auf einem ungewöhnlichen Weg: den Weg der digitalen Diplomatie.

„Es geht darum, den Kosovo als Staat in die digitale Landkarte zu integrieren und so in die Köpfe der Menschen zu bringen“, erklärt Kushtrim Xhakli, der die Initiative DigitalKosovo gegründet hat.

„Du kannst online nichts kaufen, du kannst deine Adresse nicht schreiben, es ist schwierig, einen Urlaub zu buchen, wenn es den Ort, an dem du lebst, online gar nicht gibt“, sagt der Unternehmer, der mit seinen 31 Jahren schon als alter Hase in der Gruppe gilt.

Unterstützt vom Außenministerium in Pristina hat Xhakli eine Internetseite ins Leben gerufen, über das jeder Kosovare mit einem Klick ein maßgeschneidertes eMail an Unternehmen senden kann, die Kosovo noch nicht in ihrer Länderliste führen. Zudem listet www.digitalkosovo.org auf, welche Unternehmen Kosovo bereits anerkannt haben und welche Internetgiganten noch fehlen – etwa eBay oder Amazon. Aber Xhakli glaubt, es ist nur eine Frage der Zeit.

Jubel gab es nach der Anerkennung durch Facebook oder Google (auch wenn GoogleMaps noch fehlt). Diese Erfolge sorgen für Schlagzeilen. Es geht um den Stolz, um den Ruf, um die Nation. Aber noch um vieles mehr. „Wenn uns Facebook anerkennt, ist das sichtbarer, als wenn zwei oder drei Staaten unsere Unabhängigkeit billigen“, sagt ein Sprecher des Außenministeriums. „Wir sind ein junger Staat, haben von der Gründung an mit digitalen Strukturen gearbeitet“, so der Außenminister. „85 Prozent der Menschen haben einen Internetzugang, 75 Prozent unserer Bevölkerung ist jünger als 35. Diese Vorteile müssen wir nutzen.“ Die Regierung ist in sozialen Netzwerken präsenter als die meisten anderen.

„Digitale Diplomatie wird die traditionelle Diplomatie nicht ersetzen“, weiß Xhaklil. „Aber sie reicht viel tiefer ins private Leben hinein als die herkömmliche.“ „Aber es ist noch so viel Arbeit zu tun.“

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