Islands Regierung will ohne Gunnlaugsson weitermachen

Vizeparteichef Sigurdur Ingi Johannsson (li.) soll nun als Ministerpräsident amtieren.
Premier ist zurückgetreten, Neuwahlen folgen im Herbst.

Die Regierung in Island will ohne ihren durch die „Panama Papers“ in die Kritik geratenen Chef Sigmundur David Gunnlaugsson weitermachen. Gunnlaugsson sei zurückgetreten, teilte ein Sprecher der liberalen Fortschrittspartei am späten Mittwochabend nach ausführlichen Beratungen mit allen Parteien mit. Neuer Premier soll Vize-Parteichef und Landwirtschaftsminister Sigurdur Ingi Johansson werden.

Johansson sagte vor Journalisten, dass die Regierung ihr Programm weiter umsetzen werde. "Wir hoffen natürlich, dass dies dabei hilft, Stabilität ins politische System zu bringen", sagte der 53-Jährige. Konkret nannte er die Abschaffung der im Zuge der Finanzkrise im Jahr 2008 verhängten Kapitalkontrollen.

Neuwahlen

Die Chefin der oppositionellen Piratenpartei, Birgitta Jonsdottir, teilte zudem mit, dass man sich mit der Regierungskoalition auf vorgezogene Parlamentswahlen im Herbst geeinigt habe. Umfragen lassen bei sofortigen Neuwahlen ein Debakel für die etablierten Parteien erwarten. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup käme die Fortschrittspartei dann nur noch auf 7,9 Prozent, ihr Koalitionspartner, die Unabhängigkeitspartei, auf 21,6 Prozent. Großer Gewinner wäre die Piratenpartei mit 43 Prozent.

Rücktrittsverweigerung

Gunnlaugssons Name war in Zusammenhang mit den Enthüllungen der sogenannten „Panama Papers“ aufgetaucht. Demnach besitzt seine Frau Anteile an einer Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln. Er hatte seine Anteile für einen Dollar an sie verkauft. Gunnlaugsson bestritt, die Vermögenswerte den Finanzbehörden verheimlicht zu haben und hatte sich zunächst geweigert zurückzutreten. Am Mittwochabend hatten den dritten Tag in Folge Tausende Isländer vor dem Parlament in Reykjavík demonstriert und den Rücktritt des Ministerpräsidenten gefordert.

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