IS-Dschihadisten zerstören Kulturschätze im Irak

Das Video wurde in IS-nahen Accounts in sozialen Netzwerken geteilt.
Mit Bohrer und Vorschlaghammer zertrümmern die Extremisten jahrtausendealte Kulturgüter in Mossul.

Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat am Donnerstag ein Video veröffentlicht, das Kämpfer im Nordirak bei der Zerstörung jahrtausendealter Kulturschätze zeigt: In dem fünfminütigen Video sind Extremisten im Museum der nordirakischen Großstadt Mossul zu sehen, wie sie Statuen von ihren Podesten stoßen und mit Vorschlaghämmern in Stücke schlagen.

Wertvoll wie die Sphinx

IS-Dschihadisten zerstören Kulturschätze im Irak
Men use sledgehammers on a toppled statue in a museum at a location said to be Mosul in this still image taken from an undated video. Ultra-radical Islamist militants in northern Iraq have destroyed a priceless collection of statues and sculptures from the ancient Assyrian era, inflicting what an archaeologist described as incalculable damage to a piece of shared human history. The video, published by Islamic State on February 26, 2015, showed men attacking the artefacts, some of them identified as antiquities from the 7th century BC, with sledgehammers and drills, saying they were symbols of idolatry. The smashed articles appeared to come from an antiquities museum in Mosul, the northern city which was overrun by Islamic State last June, a former employee at the museum told Reuters. REUTERS/Social media Web site via Reuters TV (IRAQ - Tags: CONFLICT CIVIL UNREST) ATTENTION EDITORS - THIS PICTURE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. REUTERS IS UNABLE TO INDEPENDENTLY VERIFY THE AUTHENTICITY, CONTENT, LOCATION OR DATE OF THIS IMAGE. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. NO SALES. NO ARCHIVES. THIS PICTURE IS DISTRIBUTED EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Mit einer Art Schlagbohrer zerstört ein Mann eine mehr als 2600 Jahre alte assyrische Türhüterfigur: Die Videoszenen der Vernichtung unwiederbringlicher mesopotamischer Kunst- und Kulturgüter im Museum von Mossul und bei der Grabungsstätte Ninive wurden auf Konten in Sozialen Netzwerken veröffentlicht, die dem "Islamischen Staat" zugeschriebenen werden.Die Türhüterfigur "ist eine Ikone der altorientalischen Bildkunst", klagte der Direktor des Vorderasisatischen Museums in Berlin. Er verglich sie in ihrer Bedeutung mit der Sphinx.

In einer anderen Szene ist zu sehen, wie sie einen Presslufthammer verwenden, um die große Statue eines assyrischen geflügelten Bullen in einer Ausgrabungsstätte der Stadt zu zerstören. Ein bärtiger Extremist sagt in dem Video, die zerstörten Statuen seien früher an der Stelle Gottes angebetet worden. Er rechtfertigt die Taten damit, dass auch der islamische Prophet Mohammed in Mekka Götterbilder beseitigt habe.

Immer wieder Kunstschätze zerstört

IS-Dschihadisten zerstören Kulturschätze im Irak
A man topples a statue in a museum at a location said to be Mosul in this still image taken from an undated video. Ultra-radical Islamist militants in northern Iraq have destroyed a priceless collection of statues and sculptures from the ancient Assyrian era, inflicting what an archaeologist described as incalculable damage to a piece of shared human history. The video, published by Islamic State on February 26, 2015, showed men attacking the artefacts, some of them identified as antiquities from the 7th century BC, with sledgehammers and drills, saying they were symbols of idolatry. The smashed articles appeared to come from an antiquities museum in Mosul, the northern city which was overrun by Islamic State last June, a former employee at the museum told Reuters. REUTERS/Social media Web site via Reuters TV (IRAQ - Tags: CONFLICT CIVIL UNREST) ATTENTION EDITORS - THIS PICTURE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. REUTERS IS UNABLE TO INDEPENDENTLY VERIFY THE AUTHENTICITY, CONTENT, LOCATION OR DATE OF THIS IMAGE. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. NO SALES. NO ARCHIVES. THIS PICTURE IS DISTRIBUTED EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Im Islam ist die Anbetung von Götterbildern verboten. Die Dschihadisten machten in den vergangenen Monaten im Irak und Syrien wiederholt Schlagzeilen mit der Zerstörung von antiken Kunstschätzen, islamischen Heiligengräbern und den Heiligtümern religiöser Minderheiten wie der Jesiden und Christen.

Nach Einschätzung von Experten handelt es sich bei den zerstörten Statuen teils um Originale oder um Rekonstruktionen anhand von Fragmenten, teils um Kopien von Originalen. Demnach stammten die Statuen aus der Epoche der Assyrer oder der Parther mehrere Jahrhunderte vor Christus. Die Dschihadisten hatten Mossul und die umliegenden Provinzen bei einer Blitzoffensive im Sommer in ihre Gewalt gebracht. Seitdem sollen sie zahlreiche Kunstschätze aus Museen und Ausgrabungsstätten entwendet und verkauft haben, um ihren Kampf zu finanzieren.

UNESCO will Krisensitzung

Nach der Zerstörung von antiken Kulturschätzen durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Nordirak hat die UN-Kulturorganisation Unesco eine Krisensitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert. "Dieser Angriff ist weit mehr als eine kulturelle Tragödie - dies ist auch eine Sicherheitsfrage, da er Sektierertum, gewaltsamen Extremismus und den Konflikt im Irak befördert", erklärte die Unesco-Direktorin Irina Bokov. Sie habe daher eine Krisensitzung des Sicherheitsrats zu der Zerstörung des irakischen Kulturerbes als Bestandteil der Sicherheit des Landes beantragt.

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