IS-Befehl zur Genitalverstümmelung: Zweifel an Fatwa

Terrorgruppe IS soll Frauen zu Genitalbeschneidung zwingen, so die UN - sie ist offenbar einer Täuschung aufgesessen.

Mit einer furchtbaren Nachricht aus dem Irak ließ am Donnerstag die UNO aufhorchen: Die Jihadisten der Terrorgruppe IS (Islamischer Staat) will die Genitalien von Frauen und Mädchen in und um Mossul verstümmeln lassen. Dies meldete die UN-Residentin und Koordinatorin der humanitären Hilfe in Erbil, Jacqueline Badcock. Von dem verbrecherischen Vorhaben wären rund vier Millionen Frauen betroffen.

Die Meldung sorgte am Donnerstag für Schlagzeilen weltweit - offenbar stimmt sie aber nicht: Denn wie die Agentur AFP berichtet, iteilten Einwohner in Mossul am Donnerstag mit, sie würden zum ersten Mal von dieser Anordnung hören. Auch Vertreter der Terrorgruppe wiesen die Behauptung der UN-Vertreterin zurück.

Lückenhafter Text

Die Fatwa selbst ist in einer Abschrift auf Twitter zu finden, berichtet der Spiegel – sie datiert aber aus dem vergangenen Jahr und wirkt zudem manipuliert. Manche Worte seien auch falsch geschrieben, auch Lücken finden sich in dem Text. Erstellt sei das Schriftstück von IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi worden – er ließ sich mittlerweile zum Kalifen Ibrahim ausrufen.

Selbst die UNO geht Zweifel, ob die Behauptung Badcocks stimmen –die weibliche Genitalverstümmelung sei außerdem kein Merkmal des salafistischen Islam, so wie ihn die Gruppe IS propagiert. Man will Badcocks Aussagen nun prüfen lassen: "Wir versuchen herauszufinden, was wir gesichert wissen", sagte ein UN-Sprecher ein wenig später am Donnerstag in Genf und relativierte damit die Äußerungen von Badcock.

Neuer Präsident gewählt

Mit der Terrorgruppe IS, die weite Teile Syriens und des Irak kontrolliert, wird sich nun auch der Kurde Fuad Massoum beschäftigen. Nach monatelangem Tauziehen haben die Abgeordneten im Irak am Donnerstag ihn zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Ein Parlamentssprecher in Bagdad gab die Wahl des altgedienten kurdischen Politikers zum Staatsoberhaupt bekannt.

Laut der inoffiziellen Machtverteilung im Irak stellen die Kurden den Staatspräsidenten, die Schiiten den Regierungschef und die Sunniten den Parlamentspräsidenten. Nach der Nominierung Masoums galt seine Wahl zum Staatsoberhaupt daher als relativ sicher.

Der Abgeordnete der Patriotischen Union Kurdistan (PUK) erhielt 211 von 228 gültigen Stimmen und tritt damit die Nachfolge von Präsident Jalal Talabani an, dessen Vertrauter er auch ist. Vor allem die Wahl des Regierungschefs dürfte sich aber nun noch in die Länge ziehen, da der umstrittene Premier Nuri al-Maliki auf eine weitere Amtszeit besteht.

Unterdessen ist am Donnerstag auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon zu politischen Gesprächen in der irakischen Hauptstadt Bagdad eingetroffen. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Schiiten al-Maliki sagte Ban am Donnerstag, das Land habe nur eine Chance, wenn eine Regierung unter Beteiligung aller Gruppen gebildet werde. Al-Mailiki lehnt jedoch eine Einheitsregierung von Sunniten, Schiiten und Kurden bis jetzt ab.

60 Todesopfer bei Gefangenentransport

Bei einem Angriff auf einen Konvoi mit Häftlingen sind im Irak über 60 Menschen getötet worden. Selbstmordattentäter sowie Bewaffnete attackierten laut Innenministerium in der Nacht auf Donnerstag die Polizei, die einen Bus mit dutzenden Gefangenen aus der Haftanstalt Taji nördlich von Bagdad eskortierte. Beim Anschlag und den folgenden Gefechten starben vor allem Gefangene, aber auch Beamte.

Die Häftlinge sollten aus Sicherheitsgründen aus Taji weggebracht werden, nachdem das rund 25 Kilometer von der irakischen Hauptstadt entfernte Gefängnis am Mittwoch von Granaten getroffen worden war. In dem Bus sollen rund 60 Gefangene gesessen haben, die wegen Terrorvorwürfen im Gefängnis saßen. Nach Angaben von Ärzten waren allein 54 Todesopfer Häftlinge, die meisten Leichen waren demnach bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Es blieb aber zunächst unklar, um wen es sich bei den Angreifern handelte, die offenbar die Gefangenen befreien wollten. Ebenso unklar war zunächst, wie die Häftlinge starben. Vor fast genau einem Jahr waren die Gefängnisse Taji und Abu Ghraib im Westen des Landes von Aufständischen angegriffen worden. Dabei starben 20 Sicherheitskräfte, rund 500 Gefangenen gelang die Flucht.

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