Pressestimmen zu IS-Anschlag in Kirche

Ein franzöischer Polizist in Rouen.
"El Mundo": Regierungen müssen auf Populismus und Xenophobie achten - "Die Welt": Desaster des Islam überwinden - "Evenimentul Zilei": Diskriminierung schafft Terrorismus.

Internationale Tageszeitungen kommentieren den Anschlag auf eine katholische Kirche in der Normandie vom Dienstag und zur generellen Angst nach den zahlreichen Terroranschlägen in Europa in ihren Mittwochsausgaben wie folgt

"La Republique des Pyrenees" (Tarbes)

"Der Anschlag wurde von zwei Männern verübt, von denen einer nach Syrien reisen wollte. Er wurde eingesperrt, unter Auflagen und mit einer elektronischen Fußfessel wieder freigelassen - das dürfte zu Debatten führen (...). Es gibt fast fünf Millionen Muslime in Frankreich. In ihrer überwältigenden Mehrheit verurteilen sie den Islamischen Staat und seine barbarischen Taten, immer mehr von ihnen bringen das zum Ausdruck. Sie haben sich für dieses Frankreich entschieden, das der IS verabscheut. Unsere Kraft sind unsere Demokratie, unsere Freiheit, der Laizismus, die wir nicht verlieren dürfen. Wir dürfen weder den Salafisten nachgeben, noch auf Rache sinnen, Hass verspüren oder uns einem Sicherheitswahn hingeben. Wir müssen unsere Werte am Leben erhalten."

"El Mundo" (Madrid)

"Die Regierungen müssen in diesen Zeiten in besonderem Maße auf den Aufschwung von Populismus und Fremdenfeindlichkeit achten. In ganz Europa versuchen die ultrarechten Parteien, aus der verständlichen Angst der Bürger Kapital zu schlagen und neue Anhänger zu gewinnen. Deshalb müssen wir Demokraten ganz klarstellen, dass sie nicht die Lösung haben. Kein Terrorexperte erklärt die Attentatswelle mit der Einwanderungspolitik der EU oder mit der Massenankunft von Flüchtlingen der vergangenen Jahre. Unter anderem auch deshalb, weil die Mehrheit der Terroristen, die die jüngsten Anschläge verübt haben, in Europa geboren und hier von (der Terrormiliz) IS angeworben wurden."

"Die Welt" (Berlin)

"Es muss Muslime zumal in Europa neuerlich erschaudern lassen, welche Grausamkeiten im Namen ihrer Religion begangen werden. Natürlich: Es ist nicht "der" Islam, was da in Saint-Etienne-du-Rouvray ausagiert wurde. "Den" Islam gibt es nicht, und wer das Gegenteil behauptet, denkt wie die Fundamentalisten, die das Wesen dieser Religion mit der Gewalt meinen identifizieren zu können. Aber gerade weil man den so widersprüchlichen Islam nicht dingfest machen kann, muss man ihn performativ gestalten. Doch was sich dabei beobachten lässt, ist stockbieder oder reaktionär oder entsetzlich. Deshalb braucht es jetzt nicht die hundertste Distanzierung islamischer Verbände vom IS. Sondern endlich erkennbare Anstrengungen, das Desaster dieser Religion zu überwinden."

"Evenimentul Zilei" (Bukarest)

"Grundsätzlich muss jeder Erklärungsansatz von den Gründen der Isolation der Nachkommen der Zugewanderten in der zweiten und dritten Generation ausgehen - von ihrer Diskriminierung, von der Identitätskrise, die sich daraus ergibt, dass sie in der westlichen Gesellschaft nicht akzeptiert werden, dass sie an den Rand geschoben werden, hin zu marginalen und schlecht bezahlten Arbeitsplätzen, schwacher Ausbildung, hin zu Gangs, Verbrechen und Radikalismus (...) Der nicht integrierte, diskriminierte und bedrängte Ausländer wird zu extremer Gewalt gegen die Gesellschaft greifen, die ihn ablehnt."

"Stuttgarter Zeitung"

"Wie kann man den mittelalterlichen Hass der IS-Terroristen auf Andersgläubige besser illustrieren als mit einem Angriff auf eine katholische Kirche und der Ermordung eines christlichen Geistlichen? Es handelt sich um einen weiteren Akt auf der nach oben offenen Skala der Grausamkeiten der IS-Terroristen. Natürlich steht nicht der gesamte Islam für Terrorismus. Aber gerade deshalb müssen sich die Vertreter des Islams, die ernst genommen werden wollen, von den fehlgeleiteten Barbaren des IS absetzen. Und für die Christen gilt, dass sie den Hass nicht mit Hass vergelten."

Kommentare