Früherer deutscher Bundespräsident ist tot

Alt-Bundespräsident Walter Scheel
Walter Scheel ist im Alter von 97 Jahren gestorben.

Der frühere deutsche Bundespräsident Walter Scheel ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 97 Jahren, teilten ein Sprecher der Freien Demokratischen Partei (FDP) sowie das Bundespräsidialamt am Nachmittag mit.

Zunächst hatte die Süddeutsche Zeitung vom Tod des Ex-Außenministers und langjährigen FDP-Mitglieds berichtet. Er hatte seit Jahren in einem Pflegeheim in Bad Krozingen bei Freiburg gelebt.

Viertes Staatsoberhaupt der Bundesrepublik

Scheel führte die Liberalen von 1968 bis 1974 auch als Parteichef. Von 1969 bis 1974 war Scheel Außenminister und Vizekanzler in der Koalition von Sozialdemokraten und Liberalen unter Bundeskanzler Willy Brandt (SPD). Danach, von 1974 bis 1979, war Scheel Bundespräsident und damit viertes Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde als singender Bundespräsident ("Hoch auf dem gelben Wagen") äußerst populär.

In den vergangenen Jahren hatte sich Scheel, gesundheitlich angeschlagen und unter Demenz leidend, nur noch selten in der Öffentlichkeit gezeigt. Ein Streit über seine Pflege machte zuletzt Schlagzeilen.

Sohn eines Stellmachers

Walter Scheel wurde am 8. Juli 1919 in Solingen als Sohn eines Stellmachers geboren. 1946 trat er in die FDP ein. Der gelernte Bankkaufmann und Wirtschaftsberater war fast 25 Jahre lang Abgeordneter. Er amtierte als Bundesminister unter den christdemokratischen Kanzlern Adenauer und Erhard sowie später unter Brandt, er war unter Adenauer der erste Entwicklungshilfeminister der Republik.

An der Seite Brandts setzte Scheel die umstrittenen Ostverträge durch und vollzog eine Neuausrichtung der Ostpolitik. Annäherung war sein Ziel. Damals war diese neue Ostpolitik umstritten, heute wird sie als Grundstein angesehen für die deutsche Einheit 1990. "Willy Brandt konnte nur deshalb das Land verändern, weil er mit Walter Scheel einen kongenialen Partner hatte", sagt der heutige Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

In Erinnerung blieb Scheels ausgeprägtes Redetalent. Der Liberale mit dem markanten von Silberlöckchen umrahmten Kopf gab dem Amt des Bundespräsidenten rhetorischen Glanz und betonte gleichzeitig die Nähe zum Volk.

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