Kohl-Sohn über das „Politunternehmen“

epa03625654 The son of former German Chancellor Kohl, Walter Kohl, gives an interview in the Europe Park in Rust, Germany, 13 March 2013. Kohl is working on his second book that is scheduled for publication in June 2013. EPA/PATRICK SEEGER
Walter Kohl hat seine Familiengeschichte verarbeitet - „gar nicht peinlich“.

Vater stand auf der Bühne, Mutter agierte als Managerin im Hintergrund, von Peter und mir wurde erwartet, dass wir keinerlei Störungen verursachten“, schreibt Walter Kohl, der Sohn des deutschen Langzeitkanzlers, in seinem zweiten Buch über seine schwierige Kindheit. Unter dem Titel „Leben, was du fühlst“ werden die Erinnerungen zu einer Art Ratgeber verarbeitet. Denn Kohl, der keinen Kontakt mehr zum Vater und seiner neuen Frau Maike Kohl-Richter hat, glaubt, dass sich Versöhnung erlernen lässt.

Als Walter Kohl zwölf Jahre alt war, also zu der Zeit in den 1970er-Jahren, als die RAF hochaktiv war, teilte ihm ein hoher Polizeibeamter mit: Falls Terroristen ihn entführen sollten, würde der Staat ihn nicht austauschen. Eine Auskunft, die das Kind noch als Mann verfolgte: „Es hat fast 25 Jahre gedauert, bis ich den unbewussten Glaubenssatz ,Ich bin nichts wert‘ als mein eigentliches und tiefstes Problem erfassen konnte“.

Der Sohn von Kohl, Walter Kohl, 49, hat eine „ziemlich souveräne Leistung“ hingelegt, findet die Süddeutsche Zeitung. Sein Buch wird als lesenswert und gar nicht peinlich empfunden. Als Empfehlung für alle, die einen Rucksack mit sich herumschleppen und ihn endlich loswerden wollen.

Kohl beschreibt zum Beispiel, wie er als Pubertierender Freunde zu sich in den Garten eingeladen hat. Sie hatten Spaß, bedienten sich im Weinkeller des Vaters und einer hatte eine Grillschale mitgebracht. Als die Mutter, früher als erwartet, nach Hause kam, überkam ihn „menschgewordene Naturgewalt“. Hysterisch und schrill brüllte Hannelore Kohl: „Kein Feuer in meinem Haus – niemals.“ Hannelore Kohl hatte eben die Bombardierung von Leipzig im Kopf. Im Nachhinein sei ihre Reaktion verständlich, ihr Sohn wäre damals am liebsten im Boden versunken.

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