Colorado im "Gras"-Rausch: Hohe Nachfrage nach Joints aus dem Shop

Seit Jänner ist der Verkauf von Marihuana im US-Bundesstaat erlaubt. Die Läden werden gestürmt, auch die Preise sind schon „high“.

Sean, dein Gesamtbetrag ist 59,74 Dollar“, sagt die Verkäuferin im Geschäft mit dem verdächtig klingenden Namen „3D Cannabis Center“, einem der über hundert Läden in Denver, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Colorado, wo man seit 1. Jänner ganz legal Marihuana kaufen darf. John Hickenlooper, ein Demokrat, ist hier Gouverneur und hat Colorado zum ersten Bundesstaat gemacht, wo Marihuana frei verkäuflich ist.

Noch ist es einmalig in den USA und weltweit. Selbst im liberalen Amsterdam wird Marihuanarauchen nur in ausgewiesenen Lokalen toleriert, die Droge bleibt illegal.

Nur gegen Bares

Colorado im "Gras"-Rausch: Hohe Nachfrage nach Joints aus dem Shop
epa04005605 A sales clerk takes a marijuana order from a customer at the Denver Discreet Dispensary in Denver, Colorado, USA, 01 January 2014. Colorado is the first state in the USA to sell recreational marijuana legally in the US. EPA/BOB PEARSON
Es ist also ein historischer Augenblick, als Sean Azzariti, ein ehemaliger US-Marine-Offizier, am Ladentisch in Denver seine 3,5 Gramm Gras und Schokolade mit Marihuana in einem Sturm von Foto-Blitzlichtern erhält. Ein Problem dabei wird erst jetzt, zehn Tage später, richtig klar: Azzariti reicht der Verkäuferin eine Handvoll Dollar-Noten, um seine Einkäufe zu bezahlen. Das Gras gibt es nur gegen Bares – und das betrifft die ganze Marihuana-Industrie in Colorado. Marihuana ist zwar in diesem Bundesstaat legal, nicht aber im Rest der USA. Marihuana-Farmer und -Verkäufer können kein Bankkonto aufmachen, müssen selbst ihre Steuern bar zahlen.

„Das ist unbequem und auch ungünstig für die Sicherheit der Konsumenten“, bestätigt Betty Aodworth, die Vizedirektorin von The Cannabis Industry in Denver, einer Branchenorganisation der US-Cannabishändler und -produzenten, dem KURIER. Bisher hat die Polizei aber keinen Anstieg der Kriminalität registriert.

Mittlerweile fegt der Verkaufswirbel weiter durch Colorado. Trotz Nachrichten über einen totalen Ausverkauf des Vorrates und strenger Quoten über die verkauften Mengen erhalten täglich neue Geschäfte ihre Lizenz zum Drogenhandel.

Colorado zelebriert sein Recht aufs Kiffen

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A sign celebrates the day at the Botana Care marij
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Jesse Phillips celebrates being the first person t
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An employee brings out a display of drug-infused c
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A commemorative t-shirt is displayed for sale at t
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USA MARIJUANA SALES
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USA MARIJUANA SALES
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A fully budded marijuana plant ready for trimming
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Grower Steve Jenkins checks out his marijuana plan

Verdoppelte Preise

Der Preis, der allein von der Nachfrage bestimmt wird, schießt in die Höhe. Innerhalb der ersten Woche hat er sich fast verdoppelt – von 35 bis 50 Dollar für 3,5 Gramm am 1. Jänner. Jetzt muss man für dieselbe Menge zwischen 50 bis 70 Dollar hinblättern.

Währenddessen ist eine ganze Marihuana-Tourismusbranche entstanden, die Reisende aus anderen Bundesstaaten betreut. Eine Agentur hat bereits 4000 Interessenten auf ihrer Warteliste. Eine andere bietet luxuriöse Rundfahrten an, „Gourmet-Snacks“ inklusive. Man kann gegen 295 Dollar pro Person eine Limousine mieten, bekommt dazu eine ,Gras-Speisekarte‘ – eine Preisliste für Marihuana-Produkte – und wird von einem „Ganja-Guide“ durch ausgewählte Läden begleitet.

Das kann hilfreich sein, weil es Marihuana nicht nur zum Kiffen gibt. Da nicht alle Kunden rauchen wollen, können sie wahlweise auch durch Lebensmittel in den Rausch kommen. Colorados Unternehmer bieten bereits alles erdenklich Essbare an – von Frühstücksmüsli mit Gras und Cannabis-Butter bis Schokolade und feinen Restaurant-Speisen. In Kochkursen wird gezeigt, wie man Speisen mit Marihuana „verfeinern“ kann.

Für die Behörden ist Colorado ein Experiment, dessen Verlauf über die Legalisierung der Droge auch anderswo in den USA entscheidet. Im Bundesstaat Washington hat man Gras ab heuer legalisiert, wartet aber mit dem Verkauf noch ab.

Medizinische Zwecke

Auf der anderen Seite des Kontinents, im Bundesstaat New York, hat Gouverneur Andrew Cuomo den Marihuana-Konsum ebenfalls erlaubt – aber nur für medizinische Zwecke. Nur bestimmte Krankenhäuser dürfen Gras an Patienten verschreiben, die an schweren Krankheiten wie etwa Krebs leiden. Trotzdem ist New York der 21. Bundesstaat, in dem Marihuana nicht länger völlig illegal ist.

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