"Braune Landkarte" sorgt für Aufregung

"Braune Landkarte" sorgt für Aufregung
Eine Karte mit allen Flüchtlingsheimen Deutschlands wurde von Asyl-Gegnern ins Netz gestellt - und wird nun für den guten Zweck umgedeutet.

Wer die ominöse Karte bei Google Maps aufruft, der sieht erst einmal nur Rot.

Dutzende, vielleicht Hunderte Wimpel markieren in der Signalfarbe alle Standorte in Deutschland, in denen Flüchtlinge untergebracht sind. Auf den ersten Blick könnten sie sich also wirklich bestätigt fühlen, die Asylgegner, die nicht nur bei Pegida in Dresden von den "Flüchtlingswellen" sprechen, die da nach Europa schwappen. Man muss schon in die Karte reinzoomen, um zu merken, dass die Größe der Wimpel unabhängig vom Maßstab ist. Erst wer sich die Karte im Detail ansieht merkt, dass es doch weniger Standorte sind, als es zunächst scheint.

Rot müsste auch die Polizei sehen. Erst im April brannte im ostdeutschen Dörfchen Tröglitz ein geplantes Heim für Flüchtlinge. Die Täter sind bis heute nicht gefasst.

Möglicher Neonazi-Hintergrund

Wer die Karte ins Netz gestellt hat, ist noch nicht bekannt. Auf der Homepage der bayerischen Neonazi-Organisation "Der dritte Weg" soll sie übereinstimmenden Medienberichten zufolge zuerst aufgetaucht sein. Die Absicht ist aber auch ohne diesen Kontext überdeutlich: Diese Karte wurde im Zuge der Kampagne 'Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft' erstellt", heißt es in der Erklärung auf Google Maps. Dazu die Aufforderung, weitere Standorte via Mail mitzuteilen. "Nur mit Ihrer Hilfe kann es gelingen, flächendeckend möglichst viele Asylantenheime zu erfassen."

Die "braune Landkarte", wie sie Jetzt.de - das Magazin der Süddeutschen Zeitung, nannte, sorgte am Mittwoch innerhalb kürzester Zeit für Aufregung. In Zeiten, in denen sich Übergriffe auf Flüchtlingszentren mehren, scheint die Veröffentlichung der Standorte besonders gefährlich. Auch ein Gebäude im bayerischen Ort Reichertshofen, auf das erst in der Nacht auf Donnerstag ein Brandanschlag verübt worden ist, ist verzeichnet.

Karte des Fremdenhasses

Ein Blogger rief dazu auf, die Karte bei Google zu melden. Denn auch unangemessene Inhalte auf Google Maps könnten gemeldet werden. Dazu gehören nicht nur private, nicht jugendfreie oder obszöne Inhalte, sondern auch solche, die quasi via Landkarte zu Hass aufrufen. Laut jetzt.de reagierte Google auch schon auf die Anfragen. "Wir werden selbstverständlich jede Karte entfernen, die gegen unsere Richtlinien verstößt und überprüfen derzeit, ob das hier der Fall ist", wird Lena Heuermann, Pressesprecherin von Google Deutschland, zitiert. Allerdings: Die Karte ist noch immer online.

Vielleicht wird die Entfernung der "braunen Landkarte" auch gar nicht nötig sein. Inzwischen kursiert nämlich eine neue Karte auf Google-Maps - mit genau denselben Standorten und Markierungen - nur der Aufruf ist ein anderer: "Helft mit! Helft Menschen in Not!" ist dort jetzt zu lesen. Schelmischer Nachsatz: "Dank des Einsatzes dieser Leute (Anm.: jene, die die ursprüngliche Liste erstellt haben) könnt ihr jetzt schneller helfen denn je!"

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