USA

Handschlag verweigert, Verbalduell folgte

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton diskutierte 30 Minuten mit einem 24-Jährigen über die Politik der Neunzigerjahre.

Mehrmals hätten Mitarbeiter versucht, ihn von Josh Brody, Unterstützer des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders, wegzuziehen. "Andere Kunden warten bereits“, versuchte einer von ihnen zu kalmieren. "Leute, ich glaube, ihr seid euch uneinig, kapiert ihr das nicht?"

Ein weiterer Mitarbeiter sagte: "Ok, Herr Präsident, diese Leute warten." Aber Bill Clinton hörte nicht und diskutierte 30 Minuten mit dem 24-jährigen Absolventen der New Yorker New School in einem kleinen mexikanischen Restaurant in Santa Fe (Bundesstaat New Mexico).

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Das Verbalduell begann, als der junge Sanders-Befürworter den Handschlag von Clinton verweigert hatte. Stattdessen konfrontierte Brody den ehemaligen US-Präsidenten und Ehmann der demokratischen Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton mit der Politik der Neunzigerjahre; mit gescheiterten Wohlfahrtsreformen, Bildungsausgaben und der Aufhebung des sogenannten Glass-Steagall-Gesetzes 1999. Bill Clinton wollte damit die Wettbewerbsfähigkeit der Großbanken stärken, Brody hingegen kritisierte die Abschaffung, da dadurch die Ursachen für die Fehlentwicklung in der Finanzbranche geschaffen wurden - die letztlich zur weltweiten Finanzkrise führte.

"Was du sagst, ist falsch"

"Es ist ein nettes kleines Narrativ", antwortete der Ex-Präsident auf die Kritik, musste sich aber sogleich zur "eingesparten Bildung" äußern. "Ich verdoppelte die Investitionen im Bildungssektor", sagte er. Doch Brody gab sich damit nicht zufrieden: "Während Ihrer Amtszeit wurde das Budget kontinuierlich gekürzt." Clinton wehrte sich: "Das stimmt nicht, ich habe alles verdoppelt." Brody würde einzelne Fakten betonen, um die Realität zu verdrehen.

Immer wieder sollen Angestellte versucht haben, den ehemaligen Präsidenten zu überreden, andere Gäste im Restaurant zu begrüßen, berichtet das US-Medium BuzzFeed. Vergeblich. "Es ist einfach, Rosinen für ein gewünschtes Narrativ zu picken, wenn man selbst noch nie in der Situation war, eine Entscheidung zu treffen", sagte Clinton dem jungen Mann. "Was du sagst, ist einfach falsch."

Daraufhin sei Brody lauter geworden: "Es sieht so aus, als sei Ihr Narrativ, dass Sie den besten Job gemacht hätten, den ein Präsident machen kann."

"Nein", erwiderte Clinton, "aber als Präsident hast du eben nur eine beschränkte Anzahl von Möglichkeiten und du triffst jene Entscheidung, mit der du glaubst, Menschen helfen zu können. Es ist schwierig. Aber glaube mir, ich bin auf deiner Seite" - auch wenn Brody den Kontrahenten seiner Frau befürwortet: Bernie Sanders.

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