Angola verbietet den Islam

Angola verbietet den Islam
Auch andere religiöse Gruppen werden im Öl-Staat nicht anerkannt.

Erstmals verbietet lokalen Berichten zufolge ein Staat den Islam, nach dem Christentum größte Glaubensgemeinschaft der Welt. Wie lokale Medien in dem südwestafrikanischen Öl-Staat Angola am Dienstag berichteten, verweigerten das Kultus- sowie das Justizministerium auch zahlreichen anderen Organisationen die Anerkennung als Religionsgemeinschaft.

Es gehe nicht nur um Muslime, sondern grundsätzlich um Kirchen und Sekten, "die im Widerspruch zu Gewohnheiten und Sitten der angolanischen Kultur stehen", meinte Kultusministerin Rosa Cruz e Silva laut der angolanischen Nachrichtenagentur Angop. Zahlreiche religiöse Stätten müssten deshalb geschlossen werden. Mindestens 194 religiösen Organisationen seien weitere Aktivitäten in Angola verboten worden.

Angola verbietet den Islam
Angola's president and leader of the ruling MPLA party Jose Eduardo dos Santos addresses supporters during the party's last rally for the parliamentary elections in Camama, outside the capital Luanda, August 29, 2012. Angolans will go to the polls on Friday to elect lawmakers and their president. REUTERS/Siphiwe Sibeko (ANGOLA - Tags: POLITICS ELECTIONS HEADSHOT)
Westliche Diplomaten in Luanda bestätigten zwar die Schritte der Behörden gegen den Islam und andere Religionsgemeinschaften. Angolanische und internationale Medien zitierten angolanische Minister und sogar den Präsidenten Jose Eduardo dos Santos mit Rechtfertigungen der jüngsten Maßnahmen. "Das ist das endgültige Aus für den Islam in unserem Land", wurde Dos Santos von verschiedenen Medien nach der nigerianischenOsun Defence Daily zitiert. Eine Bestätigung für diese Aussage war am Dienstag in Luanda aber nicht zu bekommen. Allerdings berichtete die Wirtschaftswebseite "International Business Times" von einem angeblichen Dementi eines angolanischen Diplomaten in Washington. Die Religionsfreiheit sei weiter garantiert, sagte er, wollte allerdings nicht namentlich zitiert werden.

Muslime sind unter den 16 Millionen Angolanern westlichen Angaben zufolge eine Minderheit von weniger als 100.000 Gläubigen, die große Mehrheit sind Christen.

Empörung

Der ägyptische Großmufti, Shawki Allam, verurteilte am Dienstag die Entscheidungen der Behörden Angolas und die Zerstörung von Moscheen. Die Vorgänge seien "eine Provokation nicht nur der Muslime in Angola sondern auch der 1,5 Milliarden Muslime in aller Welt". Angolas Schritte seien Ausdruck von Rassismus, Extremismus und Hetze gegen Muslime", so Allam laut der staatlichen Zeitung Al-Ahram. Die Organisation für islamische Zusammenarbeit äußerte sich "empört" über die Vorgänge in Angola und forderte ein Eingreifen der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union (AU).

Die angolanische Zeitung O Pais berichtete von der Schließung von etwa 60 Moscheen im ganzen Land. Nachdem am Montag auch die Moschee in Huambo von den Behörden geschlossen worden sei, gebe es nur noch in Benguela und der Hauptstadt Luanda große, geöffnete Moscheen, berichtete David Alberto von der Islamischen Gemeinschaft Angolas (COIA) dem Blatt. "Wir sind keine Sekte, sondern eine monotheistische Religion wie das Christentum und Judentum", betonte er.

Die neuen Anweisungen der Behörden seien verfassungswidrig, klagte Alberto. In Angola leben laut Alberto 800.000 Muslime. Davon seien etwa ein Viertel Angolaner. Obwohl das Land über Rohstoffreichtümer verfügt, ist die Bevölkerung bitterarm. Der Vorsitzende der islamischen Gemeinde in Angola, David Ja, hat nach Angaben europäischer Diplomaten in den vergangenen Monaten wiederholt gegen Maßnahmen gegen seine Glaubensgemeinschaft protestiert.

Moscheen zerstört

Das Verbot komme nicht überraschend, meinte ein erfahrener westlicher Experte in Luanda, der namentlich nicht genannt werden wollte. Hintergrund der jüngsten Restriktionen bei der Legalisierung von Kirchen sei das verstärkte Aufkommen von Sekten. Aber auch der Islam sei bisher nicht staatlich anerkannt. In den letzten Monaten hätten demnach auch die Zerstörungen von Moscheen deutlich zugenommen.

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