89 Prozent für Abspaltung des Veneto

Faschingsscherz? In Venedig war das Interesse am Votum gering
Das vom separatistischen Komitee initiierte Online-Votum hat keinerlei politische Wirkung. Doch es zeugt von Unzufriedenheit.

"Willst du, dass der Veneto eine unabhängige und souveräne Bundes­republik wird?", lautete die Hauptfrage der Online-Volksbefragung, die gestern, Freitag, zu Ende ging. Dabei wurde nicht nur eine Loslösung von Italien, sondern auch von EU und NATO gefordert. Und 89 Prozent der Abstimmenden sagten "Ja".

2,36 Millionen Veneto-Bewohner (73 Prozent der Wählerschaft) nahmen an der Abstimmung teil. Die vom separatistischen Komitee (www.plebiscito.eu) initiierte Petition hat keinerlei politische oder rechtliche Wirkung. Doch sie zeugt von wachsender Unzufriedenheit in der Region.

Die rechtspopulistische Lega Nord pochte stets auf die Unabhängigkeit von "Roma ladrona", Hauptstadt der Diebe, wo Steuergelder verschwinden würden. Detail am Rande: Lega-Nord-Gründer Umberto Bossi bediente sich selbst kräftig aus der Parteikasse.

Der Präsident des Veneto, Luca Zaia (ebenfalls Lega Nord), unterstützte das Online-Referendum. "Der Drang nach Selbstbestimmung ist in der Bevölkerung Venetos in allen sozialen Gruppen stark verbreitet", erklärte Zaia. Hinter den Unabhängigkeitsbestrebungen würden vor allem wirtschaftliche und kulturelle Aspekte stehen.

In der Touristen-Hochburg Venedig war das Interesse an der Abstimmung gering. Die Wahl-Plakate gingen im Besucherrummel unter. Während italienische Medien dem Votum nur eine Randnotiz widmen, stürzten sich russische Medien nach dem Krim-Referendum auf Neuigkeiten aus Venetien.

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