300-Seiten-Bericht: So soll die NSA reformiert werden

Ein Plan liegt vor. Doch die Frage ist: Liegt es im Wesen eines Geheimdienstes, sich sorgfältig an Gesetze zu halten?
Obama will Reform nach Urlaub anpacken. NSA kaufte sich um zehn Mio. Dollar bei Internetsicherheitsfirma ein.

Als Konsequenz aus den NSA-Affären will US-Präsident Barack Obama schnell die heikle Frage der Geheimdienstarbeit anpacken.

Schon im Jänner werde er "definitive Aussagen" zu den Ratschlägen seiner Expertengruppe machen. "Ich nehme das sehr ernst", sagte der Präsident bei seiner letzten Pressekonferenz des Jahres am Freitag in Washington.

Besonders die Spionage im Ausland sei rechtlich bisher kaum eingeschränkt gewesen.

Die Zeit drängt, täglich werden neue Details bekannt: So hat die NSA laut Reuters zehn Millionen Dollar (7,32 Mio. Euro) an die Internetsicherheitsfirma RSA gezahlt, damit ein von ihm entwickeltes Verschlüsselungssystem als Kern der RSA-Sicherheitssoftware Bsafe genutzt wird, wie am Samstag bekannt wurd.

Ebenfalls pikant: Der britische Geheimdienst GCHQ soll Politiker in Brüssel und Partnerstaaten abgehört haben soll. Mehr dazu hier.

Experten hatten Obama jüngst 46 Änderungen empfohlen, darunter eine stärkere Zurückhaltung bei der Überwachung ausländischer Staatslenker. Die NSA hatte unter anderem auch das Handy der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel belauscht.

Entspannen auf Hawaii

300-Seiten-Bericht: So soll die NSA reformiert werden
epa03997718 The US First Family with President Barack Obama (C), his wife Michelle Obama (L) and their daughter Sasha Obama (R) arrive at the Joint Base Pearl Harbor-Hickam for their winter vacation in Hawaii, USA, 20 December 2013 night local time. EPA/CORY LUM BEST QUALITY AVAILABLE DUE TO LIGHT SITUATION
Obama reiste nach der Pressekonferenz in den Weihnachtsurlaub nach Hawaii. In den zweiwöchigen Ferien will die Familie Obama im sommerlichen Hawaii Baden, Surfen und Golf spielen. Obama hatte auf der Insel einen Teil seiner Kindheit verbracht.

Snowden-Vertrauter in Berlin ausspioniert

300-Seiten-Bericht: So soll die NSA reformiert werden
epa03865867 Internet activist Jacob Appelbaum talks during a symposium at the Lead Awards at Deichtorhallen in Hamburg, Germany, 13 September 2013. Appelbaum reported about espionage and resistance to it as well as the possible exploitation of giant amounts of data by states, known as 'Big Data'. The German media award is is annually awarded to German print and online media. EPA/AXEL HEIMKEN
Jacob Appelbaum, ein Vertrauter Snowdens, sieht sich indes auch in Berlin von Geheimdiensten verfolgt. Unbekannte hätten sich in seiner Wohnung an seinem Computer zu schaffen gemacht, sagte er derBerliner Zeitung.

Der Netz-Aktivist hat Zugriff auf Snowdens NSA-Dokumente. Er forderte eine umfangreiche Verschlüsselung der Kommunikationsinfrastruktur, um die Macht der Geheimdienste einzuschränken.

- Die NSA soll keine riesige Datenbank mit Daten zu Telefonanrufen in den USA mehr haben. Der Geheimdienst hatte praktisch zu jedem Telefonat Informationen wie Rufnummern und Gesprächsdauer gespeichert. Stattdessen sollten diese Informationen bei den Netzbetreibern bleiben und von der NSA nur auf Anfrage abgerufen werden können.

- Für die Überwachung ausländischer Spitzenpolitiker soll es härtere Einschränkungen geben. Jede Entscheidung dazu müsse "mit großer Sorgfalt getroffen" werden, unter Abwägung diplomatischer und wirtschaftlicher Folgen. Vor allem die Abhöraktion gegen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatten zu einem Eklat geführt. Auslands-Aufklärung soll zudem nie der Wirtschaftsspionage dienen.

- Der NSA soll untersagt werden, von Unternehmen den Einbau von "Hintertüren" in ihrer Software zu verlangen, durch die sie Zugang zu Daten und Netzen erlangen können. Solche heimlichen Zugänge werden von Experten scharf kritisiert, weil sie auch von Online-Kriminellen ausgenutzt werden könnten. Den Enthüllungen zufolge versuchte die NSA auch, Schwachstellen in Verschlüsselungssoftware einzuschleusen.

- Ein Zivilist soll nächster NSA-Chef werden. Zudem sollen die Führung der NSA und des für militärische Aktionen im Internet zuständigen Cyber-Kommandos klar getrennt werden.

- Das geheime Gericht, das über Anträge zur Überwachung auf Basis des Auslandsspionage-Gesetzes entscheidet, sollte einen "Vertreter öffentlicher Interessen" bekommen, der auf die Einhaltung von Grundrechten und Datenschutz achtet.

- Informationen über US-Bürger, die ungeplant bei der Überwachung im Ausland anfallen, dürfen nicht vor Gericht verwendet werden.

- Die Geheimdienste sollen regelmäßig über das Ausmaß der Datensammlung berichten.

- Der Zugang zu vertraulichen Informationen innerhalb der Geheimdienste soll eingeengt werden

Kommentare