22 Monate in Zelle "vergessen"

22 Monate in Zelle "vergessen"
Wegen Trunkenheit am Steuer wurde Stephen Slevin in New Mexico festgenommen und fast zwei Jahre in seiner Zelle vergessen. Nun erhält er 22 Millionen Dollar Entschädigung.

22 Monate saß der heute 58-jährige Stephen Slevin aus New Mexico im Gefängnis. Sein Vergehen: Er war bei einer Verkehrskontrolle im August 2005 betrunken am Steuer eines als gestohlen gemeldeten Wagen erwischt worden. Das Besondere an diesem Fall: Slevin wurde nie verurteilt, nicht einmal einem Richter vorgeführt wurde er während seiner fast zwei Jahre dauernden Haft, die erst im Juni 2007 endete. Jetzt wurde ihm für die beispiellose Verletzung seiner Bürgerrechte eine Entschädigung in Höhe von 22 Millionen Dollar zugesprochen.

"Sie haben ihn in Einzelhaft gegeben und dann ignoriert", sagte Slevins Anwalt Matthew Coyte dem US-Nachrichtensender CNN. Als Grund für die Isolation vermutet Coyte die Vergangenheit seines Mandanten. Slevin ist seit langer Zeit psychisch krank. Deswegen wehrte er sich auch nicht gegen seine Behandlung. "Er zog sich immer weiter zurück. Seine psychischen Probleme verschlechterten sich durch den Mangel an menschlichem Kontakt und medizinischer Betreuung", so Coyte. Bis heute leidet Slevin an post-traumatischem Stress.

Unterernährung und Pilzbefall

Durch die mangelhafte Ernährung während seiner Haft verlor Slevin mehrere Kilo an Gewicht, durch den Bewegungsmangel entwickelte er Druckgeschwüre. Zudem litt er an Pilzbefall und Zahnproblemen. Die medizinische Versorgung war desaströs: Als Slevin heftige Zahnschmerzen hatte, musste er sich den kranken Zahn selbst ziehen, weil seine Hilfsappelle ungehört verhallten.

Nach 22 Monaten Untersuchungshaft wurde der Fall Stephen Slevin von den Behörden fallengelassen, der Häftling freigelassen - und klagte. "Es ist mir nie ums Geld gegangen", erklärte Slevin, nachdem ihm das Bundesgericht in Santa Fe am 25. Jänner 22 Millionen Dollar Entschädigung zugesprochen hatte. Sein Anwalt hofft, dass dieses Urteil ein Zeichen setzt für eine bessere Behandlung von Häftlingen in den USA, insbesondere für jene mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen.

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