1. Gutachten: Breivik für unzurechnungsfähig erklärt

1. Gutachten: Breivik für unzurechnungsfähig erklärt
Anders Breivik ist laut Gutachten unzurechnungsfähig. Damit ist er nicht schuldfähig und kommt in eine geschlossene Anstalt.

Das norwegische Strafgesetz kennt keine lebenslange Haftstrafe, die wurde abgeschafft. Nach 21 Jahren, das ist die Höchststrafe, hätte man den Attentäter von Oslo und Utøya freilassen müssen.

Die Psychiater haben eine andere Lösung gefunden. Anders Breivik, der 77 Menschen auf dem Gewissen hat, kommt auf unbestimmte Zeit in eine geschlossene psychiatrische Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Diese Einweisung muss alle drei Jahre überprüft werden. Dass Breivik je wieder freikommt, wird in Norwegen nicht angenommen.

Wenn sich das Gericht den Gutachtern anschließt, bekommt der 32-Jährige nicht einmal mehr eine Bühne im Gerichtssaal. Da er nicht schuldfähig ist, gibt es auch keinen Prozess.
Das Urteil "unzurechnungsfähig" ist eines, das der Attentäter am allerwenigsten wollte. In seinem wirren Manifest hatte er es bereits geahnt: "Sie werden mich für verrückt erklären. Glaubt es nicht", schrieb er.

Breivik wollte im Gerichtssaal seine Ideologie erklären. Bei der ersten Anhörung Mitte November hatte er sich als "Kommandeur im norwegischen Widerstand" vorgestellt, die Taten eingestanden, sich aber nicht schuldig bekannt. Der Richter unterbrach ihn prompt und stoppte das Gestammel.

Die psychiatrischen Gutachter, ein Mann und eine Frau, haben mit Breivik 13 Gespräche geführt. Sie haben sich die Videoaufzeichnungen aller Polizeiverhöre angesehen und auch mit Breiviks Mutter gesprochen. Der Bericht von Torgeir Husby und Synne Sörheim umfasst 230 Seiten. Er wurde Dienstagvormittag der Richterin übergeben. Der norwegische Rundfunk NRK berichtet, dass Breivik als Kind sexuell missbraucht wurde. Als Breivik vier Jahre alt war, habe der damals untersuchende Psychologe vorgeschlagen, den Buben in einer Pflegefamilie unterzubringen.

In seinem Manifest beklagt der Att entäter den "totalen Verfall der sexuellen Moral". Die eigene Familie kommt dabei ganz schlecht weg: "Meine Schwester und meine Mutter haben Schande über mich und meine Familie gebracht - eine Familie, die überhaupt erst wegen der feministischen sexuellen Revolution zerbrach". Seine Mutter hätte den intellektuellen Stand einer Zehnjährigen und seine Schwester habe mit mehr als 40 Männern geschlafen.

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