Zurück zu den Fakten

Die Affäre um manipulierte Abgaswerte von VW in den USA hat eine Welle ins Rollen gebracht, in deren Rauschen die Fakten kaum noch zu hören sind.
Horst Bauer

Horst Bauer

Fest steht bisher nur, dass durch den Betrug niemand unmittelbar zu Schaden gekommen ist

von Dr. Horst Bauer

über die Reaktion auf die Diesel-Abgas-Affäre

Der Elchtest war die erste Assoziation. Als vor zwei Wochen auf der IAA in Frankfurt Gerüchte laut wurden, VW hätte ein Problem mit den US-Behörden, was die Abgase von Dieselmotoren betrifft, erinnerten sich viele Beobachter an die Situation damals auf der Tokio Motorshow. Als den Daimler-Granden dort eröffnet wurde, dass es im fernen Schweden ein Problem mit einer umgekippten A-Klasse gegeben habe, reagierten diese mit jener Überheblichkeit, die in der Folge für einen Großteil der fatalen Wirkung der Elchtest-Affäre für Mercedes in der Öffentlichkeit verantwortlich war. Dass die Wahrnehmung des Abgas-Skandals für VW ähnlich prekär ist, hat sich die Wolfsburger Führung ebenfalls selbst zuzuschreiben. Und zwar nicht nur durch das Faktum des betrügerischen Einsatzes einer Software zur Manipulation der US-Abgastests, sondern auch durch deren großteils ebenso überheblichen und welterklärerischen Auftritt in den Jahren des Aufstiegs zum nach Stückzahlen größten Hersteller der Welt. Dennoch sollte bei aller medialen Erregung und all den blinkenden Dollarzeichen in den Augen von US-Rechtsanwälten nicht auf die Faktenlage vergessen werden. Fest steht bisher nur, dass durch den Betrug niemand unmittelbar zu Schaden gekommen ist, wie etwa bei der Zündschloss-Affäre von GM oder den fehlerhaften Airbags von Takata. Was den Betrug nicht entschuldigt. Aber die Aufregung darüber in engeren Bahnen halten sollte.

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