Brief ans Christkind

Dass Benzin und Diesel so billig sind wie schon lange nicht, sollte den Fiskus zu keinen vorschnellen Aktionen verleiten.
Horst Bauer

Horst Bauer

Der Haken dabei ist, dass die Steuerschraube nicht zurückgedreht wird, wenn der Ölpreis steigt

von Dr. Horst Bauer

über niedrige Spritpreise

Noch vor einem Jahr war es maximal ein frommer Wunsch ans Christkind. Dass Diesel bei uns je wieder weniger als einen Euro kosten könnte, traute sich damals niemand auch nur zu hoffen. Jetzt, da wir Weihnachts-Reisezeit haben und an den Zapfsäulen dennoch Frohbotschaften für geplagte Autofahrer leuchten, steigt im gelernten Österreicher jedoch ein mulmiges Gefühl auf. Schließlich haben die heimischen Autobesitzer über die Jahre gelernt, dass der Staat sofort zur Stelle ist, wenn es gilt, ihnen noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, um Budgetlöcher zu stopfen. Was erst, wenn er eine – angeblich große – Steuerreform zu finanzieren hat, deren Einnahmen-/Ausgaben-Modell auf äußerst wackeligen Beinen steht. Es wäre ja zu verlockend, den Ölpreisverfall durch eine höhere Mineralölsteuer zu kompensieren und das auch noch mit der Sorge um die Umwelt begründen zu können. Anziehen der Steuerschraube mit gutem Gewissen sozusagen. Oder Umverteilung der Gewinne von den Ölmultis in den Staatshaushalt, ohne die Autofahrer mehr zu belasten. Die sind ohnehin seit Jahren an Preise weit jenseits von einem Euro pro Liter gewöhnt. Der Haken dabei ist nur, dass die Steuerschraube sicher nicht mehr zurückgedreht wird, wenn der Ölpreis wieder steigt. Und das wird er. Auch wenn die Experten derzeit anderes verkünden. Aber die haben uns noch vor zwei Jahren auch genau erklärt, warum er nie mehr unter 100 Dollar pro Fass sinken wird.

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