Wenn alle zahlen, zahlen alle weniger

Ein früherer Finanzminister erzählt gerne die Geschichte, als ihn ein Handwerker fragte, ob er eh keine Rechnung brauche. Der Minister war ob der Dreistigkeit erstaunt, aber das Hinterziehen von Einkommens- und Mehrwertsteuer gilt in Österreich noch immer als ehrenwert. Deshalb haben auch Spitzenärzte und Mittelschullehrer sicher kein schlechtes Gewissen, wenn sie ohne Rechnung Patienten untersuchen oder Schülern durch die Matura helfen.

Wenn die Regierung jetzt die Pfuscher erwischen will, handelt sie sicher nicht aus tiefer Abscheu vor dem gemeinen Steuerdelikt, sondern weil die Finanzierung der Steuerreform auch von der Betrugsbekämpfung abhängig ist. Dabei geht das Finanzministerium nur halbherzig vor, vorerst soll nur am Bau kontrolliert werden. Hans-Jörg Schelling wollte, hört man, konsequent gegen Pfuscher vorgehen, aber in den Regierungsparteien weiß man, dass das mehr als unpopulär ist. So wie manche Wirte argumentierten, dass die Registrierkasse ihr Lokal umbringen werde, so meinen viele Bürger, dass sie sich Handwerker nur leisten können, wenn sie diese schwarz bezahlen können. Also wird die Regierung schon darüber nachdenken müssen, wie sie Steuersünder abseits von Baustellen erwischt. Ein zentrales Kontenregister, in Deutschland längst Realität, kommt endlich auch in Österreich. Dabei sollte der Zugriff auf Konten nur über richterlichen Befehl erlaubt werden. Das wird im Parlament noch zu verhandeln sein.

Und jeder, der schwarz arbeitet oder die Putzfrau schwarz beschäftigt, soll sich überlegen, dass damit auch der Sozialversicherung Geld fehlt. Niemand will, dass Staat oder Krankenkasse ihre Leistungen einschränken. Aber irgendwer muss halt dafür zahlen.