Vordergründige Läuterung

Siegfried Kampls Rauswurf aus der FPÖ ist rein strategisch motiviert.
Karin Leitner

Karin Leitner

Wäre die FPÖ geläutert, müsste sich Strache von etlichen Parteigängern trennen.

von Karin Leitner

über Kampls Rauswurf

Er hat es wieder getan, der Siegfried Kampl: ein Verbrechensregime verharmlost. Via Kleine Zeitung ließ der Kärntner Blaue wissen: „Nur von dem, was sie gemacht haben, distanziere ich mich, nicht vom Nationalsozialismus.“ Kaum war das Interview publik, passierte vorderhand Erstaunliches: Bundesfrontmann Strache verordnete den Gesinnungsfreunden im Süden, Kampl aus der Partei auszuschließen. Mit der Begründung: „Jemand, der mit dem Nationalsozialismus liebäugelt, hat in der FPÖ nichts verloren.“

Sind die Freiheitlichen binnen Stunden geläutert? Werden Braune bei den Blauen nicht mehr geduldet? Wäre das so, müsste sich Strache von etlichen Parteigängern trennen. Auch Kampl hätte längst nicht mehr bei der Partie sein dürfen. Immer wieder war der mittlerweile 78-Jährige Gurker Bürgermeister Nazi-verhaltensauffällig. Etwa 2005, als er sich als Bundesrat dagegen verwahrte, Wehrmachtsdeserteure zu rehabilitieren; „zum Teil Kameradenmörder“ seien sie. Von „brutaler Naziverfolgung“ nach dem Zweiten Weltkrieg sprach der ebenfalls. Jeder, auch außerhalb der FPÖ, wusste, wes Geistes Kind Kampl ist. Und so ist nachgerade skurril, ihn wegen „Gefahr im Verzug mit sofortiger Wirkung“ parteipolitisch zu delogieren.

Dass Strache so handelt, hat einen strategischen Grund: Der Oppositionelle möchte sich koalitionsfähig machen, staatstragend präsentieren. Die Kampls in seinen Reihen laufen diesem Konzept zuwider – wenn sie öffentlich sagen, was sie denken.

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