Unser Mittelmeer wird zum Massengrab

Wie viele Menschen müssen noch ertrinken, bis wir Europäer endlich sinnvolle Maßnahmen setzen?
Bernhard Gaul

Bernhard Gaul

Unser Mittelmeer wird zum Massengrab

von Bernhard Gaul

über die Flüchtlingstragödien

Der Journalist Karim El-Gawhary beschrieb vor einiger Zeit die Geschichte der Flucht einer Mutter und ihrer vier Kinder über das Meer auf der Suche nach einem Platz zum Leben. Nicht weit von der Küste entfernt sank das Boot und übergab die Flüchtlinge dem nächtlichen Meer. Die Mutter hatte als Einzige eine Schwimmweste an, ihre 3-, 5-, 6- und 8-jährigen Kinder hielten sich an ihr fest. Sie alle drohten zu ertrinken, doch die Mutter konnte sich nicht entscheiden, welches Kind sie loslassen sollte. Am Ende ging ihnen die Kraft aus. Eine Tochter nach der anderen ließ los und tauchte für immer ab. Als Rettung Stunden später eintraf, waren nur noch die Mutter und die älteste Tochter am Leben.

Täglicher Horror

Horror wie dieser spielt sich nun täglich im südlichen Mittelmeer ab. "Das Mittelmeer darf nicht zum Massengrab werden", mahnte verzweifelt auch Papst Franziskus die Mächtigen in Europa.

Ist es zu viel von Österreichs und Europas Politikern verlangt, solche Tragödien mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern? Keine Ausreden und gegenseitige Anschuldigungen mehr gelten zu lassen, und konkrete Aktionen einzufordern? Wie viele Menschen, wie viele Kinder müssen an unserer südlichen Grenze noch sterben, bis die EU und ihre Mitgliedsstaaten – also wir alle – endlich handeln?

Jedes Bootsunglück ist ein schwarzer Tag für die Menschlichkeit und für unsere Grundsätze in Europa. Natürlich wird es keine raschen Lösungen geben. Selbst der Vorschlag der Innenministerin, große Erstaufnahmezentren in Nordafrika zu errichten, wird Zeit zur Umsetzung benötigen. Aber es ist jedenfalls ein Ansatz, wie wir verhindern könnten, dass täglich Männer, Frauen und Kinder an unseren Küsten krepieren.

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