Sind Ehrliche einmal nicht die Dummen?

Der Burgenland-Uhudler ist schon gerettet. Die Steirer stellen morgen die Weichen für ganz Österreich.
Josef Votzi

Josef Votzi

Sind Ehrliche einmal nicht die Dummen?

von Josef Votzi

über das Wahl-Wochenende

Ist der Uhudler ein minderwertiger Fusel, der bestenfalls den Namen Obstwein tragen darf oder behält die südburgenländische Rabiatperle ihren Stammplatz im Weinregal? Diese Frage stand im Wahlkampffinale ganz oben auf der Agenda: Glückliches Burgenland, möge dem Land in den fünf Jahren bis zur nächsten Wahl nichts mehr Kopfzerbrechen bereiten als die Herkunftsbezeichnung des Katers von gestern. Die handelnden Personen hatten schon davor reichlich Mühe, die paar Wochen bis zum 31. Mai auf offener Wahlkampfbühne zu überstehen, ohne im Stehen einzuschlafen. Die Frage, die allein die Funktionäre bewegte, wird die Wähler auch am Wahlabend nicht von den Stühlen reißen: Ob der SPÖ-Landeschef mit (fast) absoluter Macht und wie gehabt mit 18 oder nur mit 17 von 36 Landtagsmandaten weitermacht. Da half es auch nichts, dass Hans Niessl mit einer möglichen rot-blauen Koalition drohend wachelte. Spätestens nach Neuverteilung von Posten und Budget zwischen Rot und Schwarz hat auch die rot-blaue Vogelscheuche ihren Dienst getan. Hans Niessl wird sie wieder im Fundus der billigen Schreckgespenster verstauen.

Jenseits der burgenländischen Grenze steht am Sonntag weitaus mehr auf dem Spiel. 1 Million Steirer stellen die Weichen für ganz Österreich: Wird Rot-Schwarz für einschneidende Reformen abgestraft? Oder erhalten Franz Voves und Hermann Schützenhöfer mit leichten Verlusten ein Mandat für die Verlängerung der couragierten "Reformpartnerschaft"? Alles in allem: Sind die, die versuchen, ehrlich Politik zu machen, am Ende einmal nicht die Dummen?

Klammheimliches Triumphgeheul obsolet

Auch bei den rot-schwarzen Lebensabschnittspartnern war nicht alles eitel Wonne: Die Halbierung der Zahl der Kleingemeinden war überfällig, die Notbremse beim Budget alternativlos. Einmalig war der Stil, den Voves & Schützenhöfer geprägt haben: Hinter den Kulissen wurde auch lautstark gestritten, den Wählern wurden für beide Seiten verdauliche Kompromisse serviert. Der Wahlausgang ist nach der massiven Überlagerung durch die Flüchtlingsdebatte unberechenbar. Eine der steirischen Schlüsselregionen, Graz und Umgebung, war zuletzt einmal rot, einmal schwarz und einmal grün dominiert. In der Obersteiermark, einer Region des schleichenden Niedergangs, dürfte künftig Blau noch stärker den Ton angeben. Eines steht auch bei einer kräftigen Abreibung der Wähler für die steirischen Rabiatperlen schon jetzt fest: Statt klammheimlichem Triumphgeheul ist im Wiener Regierungsviertel in jedem Fall das große Zittern angebracht. Das OGM-Institut erhob bei der jüngsten Steiermark-Umfrage für den KURIER routinemäßig auch das aktuelle Regierungszeugnis für Faymann & Mitterlehner: Geht es nach der Stimmungslage unter den steirischen Wählern, wäre Rot-Schwarz im Bund längst Geschichte. Und Straches FPÖ könnte mit 30 Prozent der Stimmen als klare Nummer 1 bereits zu Recht am Tor des Kanzleramts rütteln.

Kommentare