Akademisierung aller Lebensbereiche

Martina Salomon

Martina Salomon

Gegen Höherqualifizierung sollte es eigentlich nichts einzuwenden geben

von Dr. Martina Salomon

über fragwürdige Qualifikationen

Ab November kann man sich zum „akademischen Spa-Manager“ ausbilden lassen, meldete die Fachhochschule Kärnten diese Woche. Sehr schön. Aber: Schon wieder ein Beruf, der sich akademisiert!

Gegen Höherqualifizierung sollte es eigentlich nichts einzuwenden geben. Doch mittlerweile gibt es eine wachsende Flut hochtrabender Titel, hinter denen oft eher fragwürdige Qualifikationen stecken, dafür wachsende Ansprüche der Absolventen an den Arbeitsmarkt. Der kann mit ihnen häufig recht wenig anfangen, würde aber dringend gute, junge Leute im Handwerks- und Dienstleistungsbereich brauchen. Köche zum Beispiel werden händeringend gesucht, genauso wie Service- personal. Das muss die Wirtschaft aus dem Ausland holen, obwohl die heimische Lehre (samt staatlicher Ausbildungsgarantie) international als Vorzeigemodell gilt.

„Es wird immer schwerer, qualifiziertes Personal zu finden, das sich der Dienstleistung verpflichtet fühlt, also dem anderen etwas Gutes tun will“, erzählt Gerstner-Chef Oliver Braun.

Diese vakanten Jobs sind oft wenig attraktiv, argumentiert die Gewerkschaft. Stimmt gelegentlich, aber nicht immer. Umgekehrt sind die Betriebe, vorwiegend in den Ballungszentren, zunehmend verzweifelt über Analphabetentum und fehlende Arbeitsmoral bei ihren Lehrlingen. AMS-Kandidaten kommen sehr oft nicht einmal zum Vorstellungsgespräch. Wer hingegen die Grundrechnungsarten beherrscht und mit Messer und Gabel umgehen kann, schlägt eine Akademikerlaufbahn ein. Das betrifft mittlerweile den gesamten Tourismusbereich, aber der Druck wächst in allen Branchen. Dadurch werden viel zu viele Tätigkeiten „nach unten“, an angelernte Kräfte weiterdelegiert. Muss denn wirklich jeder Schulwart akademisch geprüfter „Facility Manager“ mit Pädagogik-Zertifikat und jeder Postler „analoger Kommunikationswissenschaftler“ sein?

Wir produzieren „Master“ am Markt vorbei, während „Meister“ gute Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten hätten.

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