Österreich ist schön – komm, geh weg

Der Slogan der Österreich Werbung lässt sich auch umdrehen. Aus der Entfernung wirkt manches besser.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

In Schanghai wurde der Nationalfeiertag schon am Freitag gefeiert

von Dr. Helmut Brandstätter

über Provinzialität oder Korruption

Wer sich gerne über Österreich aufregt, soll wieder einmal wegfahren. Nicht nur, um Vergleiche in Bezug auf Lebensqualität, Provinzialität oder Korruption anzustellen. Es helfen auch Gespräche mit Österreichern im Ausland. In Schanghai wurde der Nationalfeiertag schon am Freitag gefeiert. Hier bauen junge Frauen und Männer aus Österreich neue Firmen auf, Unternehmer werden für ihre Innovationskraft geschätzt, und Wissenschaftler treiben mit Chinesen weltweit beachtete Forschungsprojekte voran. So schlecht sind wir nicht.

Woher kommt dann die oft mäßige Stimmung im Land, die alten Muster, diese Angst vor Veränderung? Zunächst gibt es begabte Leute, die nach ihrer internationalen Ausbildung nicht zurück wollen, weil es ihnen einfach zu eng ist. Und Betriebe gehen nicht nur aus Kostengründen ins Ausland, sondern auch, weil sie dort mehr Flexibilität erwarten. Vor allem aber muss die Politik endlich lernen, dass unser Land nicht wie in den Jahren des ewigen Aufschwungs verwaltet werden kann. Eine Reform, über die Jahrzehnte geredet wird, ist keine mehr. Und solche haben wir genug, im Bildungsbereich, bei der Bürokratie, bei der Gesundheit etc.

Und dann die Medien: Um das saudische Religionszentrum hat sich niemand gekümmert, bis Frau Bandion-Ortner einige dumme Sachen gesagt hat. Jetzt stürzen sich vor allem die staatlich alimentierten, weil sonst nicht lebensfähigen Gratiszeitungen auf die Ex-Politikerin, bis man wieder mit Ebola ein bisschen Panik verbreiten kann. Dann wird die Angst vor einem Terroranschlag geschürt, wo dann FPÖ-Chef Strache aus der Versenkung geholt wird. Wer nur diese Blätter liest, muss sich in einem österreichisches Paralleluniversum fühlen.

Angst wird zum Leitmotiv

Apropos Angst: In der Politik wird Angst immer mehr zum Leitmotiv. Anders lassen sich die Zig-Millionen Steuergeld für den Gratis-Boulevard gar nicht erklären. Ein Angsthase wie der Selbstverteidigungsminister soll ein Bundesheer reformieren können? Und warum sucht die Innenministerin ausgerechnet in einer Zeitung, die Interviews erfindet, aufrechte Menschen, die Polizisten werden wollen? Aus Angst, es könnte etwas gegen sie geschrieben werden. Was sonst?

Österreich konnte sich nach dem Krieg erfolgreich entwickeln, weil mutige und schlaue Staatsmänner unsere Freiheit verhandelt haben. Die Neutralität, die heute vor 59 Jahren im Nationalrat beschlossen wurde, hat dazu beigetragen. Wir müssen sie nicht gleich abschaffen, aber unsere Sicherheit endlich europäisch organisieren. Im EU-Europa wird es keinen Krieg mehr geben, das ist die größte Errungenschaft nach dem Krieg, also müssen wir uns auf eine gemeinsame Verteidigung vorbereiten.

Ex-Kanzler Schüssel hat sich durch seinen Auftritt mit Wladimir Putin endgültig desavouiert. Wer sich im Ausland gegen die EU und damit gegen Österreich solidarisiert, ist eben kein Staatsmann. Reisen ins Ausland führen nicht immer zu mehr Erkenntnis und höherem Ansehen.

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