Macht Pink auf Blau?

Mehr Emotion statt kalte Ratio: Strolz & Co. machen Strache Konkurrenz – bisher nur bei der Lautstärke.
Josef Votzi

Josef Votzi

Suchen nun auch die Neos ihr Heil in der "Politik der Gefühle"?

von Josef Votzi

über die Neos.

Wer plakatiert diesen Slogan samt marktschreierischem Euro-Zeichen? "Mehr g’scheite Kinder statt g’stopft€ Politik€r". Wer macht derart harsch gegen Rot-Grün mobil: "Ziehen wir dem Rathausmann die Partei-Spendierhosen aus! Nehmen wir dem aufgeblähten Politiksystem 120 Millionen Euro weg und geben es den Pflichtschulen. Das sind 1000 Euro pro Kind im Jahr!"Blau, Grün – oder gar Pink? Es sind die Neos, die neuerdings mit zugespitzten Botschaften wie diesen für Aufmerksamkeit sorgen. Sucht nun auch die Partei, die mit Argumenten statt Emotionen punkten wollte, ihr Heil in der "Politik der Gefühle"? Zartbesaitete Gemüter glauben bei den Pinken schon übermäßig viel Blau durchschimmern zu sehen.

Neos-Chef Matthias Strolz sagt im KURIER-Interview: Er und seine Partei schlüpften bewusst in die Rolle des Sprachrohrs der Wutbürger. Denn – selbstkritischer Nachsatz – bisher seien die Neos zu leise gewesen. Wiens Spitzenfrau Beate Meinl-Reisinger macht nun in der Tat lautstark gegen Wohnbau-Funktionäre und Politiker mobil, die sich privat an günstigem Wohnraum bedienen, der mit Steuergeld gesponsert wurde. Am Montag schickte sie Mitarbeiter mit Transparenten auf die Zuschauergalerie des Wiener Gemeinderats, um dort Sprüche gegen den wachsenden Schuldenberg zu skandieren.

Nach dem Scheitern in der Steiermark und im Burgenland wird der Einzug in den Wiener Gemeinderat zur politischen Überlebensfrage der Neos. Scheitern sie auch beim Heimspiel im Wiener Studenten-, Intellektuellen- und Selbstständigen-Milieu, droht Strolz’s Neos das Schicksal von Heide Schmidts Liberalem Forum: Gut gemeint, aber nicht gut genug für die Vier-Prozent-Hürde. Die Neos werden daher noch öfter am Lautstärkeregler drehen. Solange die Botschaft nicht im Lärm untergeht, verspricht "Pink gegen alle" eine willkommene Belebung. Denn fix ist für Wien bisher nur die Neuauflage des alten Zweikampfs Rot gegen Blau.

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