Was bewegt die SPÖ außer Machterhalt?

In der Steiermark nur auf Platz 3, in Wien gedrittelt: Die Kanzlerpartei rinnt bei Wahlen immer mehr aus.
Josef Votzi

Josef Votzi

Was bewegt die SPÖ außer Machterhalt?

von Josef Votzi

über den Wählerverlust der Roten

SPÖ-Klubchef Andreas Schieder nennt im KURIER erstmals das Kind beim Namen. Das EU-Wahlergebnis birgt für die Sozialdemokraten ein "Alarmzeichen". In der Tat: In der Steiermark wurde die staatstragende SPÖ von Schwarz und Blau erstmals auf Platz 3 verwiesen. Die FPÖ schaffte die Wiederholung der totalen Demütigung nur haarscharf nicht: Bei der Nationalratswahl hatte sie Rot und Schwarz als steirische Nummer 1 hinter sich gelassen. Im roten Wien kreuzte nur jeder dritte Häupl-Wähler diesmal Eugen Freund an.

Die Blamage, dass die SPÖ bei der EU-Wahl auf niedrigem Niveau stagniert, sucht die Parteispitze als Sonderfall kleinzureden. Den neuerlichen Durchmarsch der Blauen in einem roten Kernland sehen auch SPÖ-Granden als Zeichen an der Wand.

Denn dass die SPÖ die FPÖ noch einmal bundesweit auf Distanz halten kann, ist keine ausgemachte Sache mehr. In jüngsten Umfragen hatte die Strache-Truppe wiederholt die Nase vorn. Schon melden sich SPÖ-Politiker, die fordern, die politische Quarantäne Richtung Rechtsaußen zu lockern.

Das Kernproblem der SPÖ sind aber längst nicht mehr allein die Blauen. Die Partei, die einst für breite Wählerkreise attraktiv war, rinnt nach allen Seiten hin aus. Bei den Unter-30-Jährigen waren am Sonntag die Grünen die neue Nummer 1, bei den Arbeitern die Blauen und bei Männern hatte Schwarz überdurchschnittlich weit die Nase vorn. Die SPÖ lebt weitgehend nur noch von den treuesten der Treuen, den Stammwählern im Pensionsalter. Das Wahlergebnis vom Sonntag ist für die einst stolze Arbeiterbewegung ein Fanal: Sie muss sich fragen lassen, wen und was sie 2014 noch bewegt.

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