Platters Erfolg: Wenig Charisma, viel Ruhe

Viel Aufregung und noch mehr Parteien bestimmten die Tiroler Wahlen. Die ÖVP schlug alle Prognosen.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Platter gelang es, sich als stabile Kraft zu präsentieren - in unseren unsicheren Zeiten ist das auch etwas wert.

von Dr. Helmut Brandstätter

über die Tirol-Wahl

Im Jahr 2008 trat der Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa zurück, weil die ÖVP nur noch auf rund 40 % der Stimmen kam. 2013 kann sein Nachfolger Günther Platter mit ungefähr demselben Ergebnis sehr zufrieden sein. Van Staa scheiterte, weil er seinen internen Konkurrenten Fritz Dinkhauser nicht mehr einbinden konnte, Platter blieb erfolgreich, obwohl auch er die Tiroler Schwarzen nicht zusammenhalten konnte.

Günther Platter ist trotz seiner Zeit in der Bundespolitik kein Landeshauptmann, der hohe Aufmerksamkeit auf sich zog. Und es ist sicher schwieriger, die freiheitsliebenden, um nicht zu sagen sturen Frauen und Männer der Tiroler ÖVP unter einen Hut zu bringen als die gewohnt streng geführten Niederösterreicher.

Aber Platter gelang es, sich als stabile Kraft zu präsentieren. Das ist in unseren unsicheren Zeiten auch etwas wert. Jetzt wird es spannend, ob er die begabte frühere ÖVP-Politikerin Anna Hosp ins bürgerliche Lager integrieren kann. Regieren wird Platter aber mit der geschwächten SPÖ oder den gestärkten Grünen.

Mal sehen, ob Frank Stronach durch sein Scheitern in Tirol etwas lernt. Bei kurzer Analyse wird ihm klar werden, dass Politik komplizierter ist, als Befehle ausgeben, Inserate schalten und Plakate kleben lassen.

Heinz-Christian Strache wusste schon vor seiner Tirol-Niederlage, dass die FPÖ im Herbst um die Stronach-Wähler kämpft, aber er sicher nicht ums Kanzleramt.

Unnötig war Platters Aktion, in aller Öffentlichkeit zu wählen. Man kann schon davon ausgehen, dass sich Kandidaten selbst wählen. Aber für das Recht auf die geheime Wahl wurde lange gekämpft, es ist wichtiger als ein Gag am Wahltag. Und die erstaunlich niedrige Wahlbeteiligung von rund 55 % wird er so auch nicht heben.

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