Lasst die Praktiker ran

"Grenzzaun, nein, danke" gegen "Ja, bitte" bringt uns nicht weiter. Was es braucht, ist ein kontrollierter Zugang.
Josef Votzi

Josef Votzi

Was uns Rot-Schwarz zumutet, taugt nicht einmal als Unterhaltungsprogramm für strenggläubige Funktionäre

von Josef Votzi

über den Grenzzaun-Streit in der Regierung

Wer kann das noch hören? Wen bringt das nur einen Millimeter weiter? Was uns Rot-Schwarz derzeit zumutet, taugt nicht einmal mehr als billiges Unterhaltungsprogramm für strenggläubige Parteifunktionäre. Die Flüchtlingspolitik wird zum neuen Tummelplatz der Ideologen: Hier die Verfechter eines Refugee-welcome-Kurses, der praktisch und politisch an Grenzen stößt: Wer nur " Grenzzaun, nein, danke" trommelt, wird mit Strache als Kanzler aufwachen. Dort die Verfechter einer Politik der Nadelstiche: Wer nur Quartiere knapp hält und mit Zäunen wachelt, wird wirklich Verzweifelte nicht abhalten, sich auf den Weg zu machen.

Lassen wir die Praktiker reden. Kilian Kleinschmidt, 53, hat eines der weltgrößten Flüchtlingslager im jordanischen Zaatari geleitet. Zuletzt brachte er im Auftrag des Innenministeriums Ordnung ins Chaos von Traiskirchen. Sein Credo: "Ein unkontrollierter Zuzug kann nicht der Weg sein. Ihn ganz zu unterbinden, ist vollkommen unrealistisch." Profis wie Kleinschmidt wissen: Nicht einmal das Mittelmeer hat Hunderttausende aufgehalten, ihr Glück in einem der maroden Flüchtlingsboote zu versuchen. In Spielfeld ist nicht das Problem, dass Hunderte heimlich über die grüne Grenze flüchten, sondern dass Tausende gleichzeitig ins Land drängten. "Flüchtlingsströme kann man nicht aufhalten, sondern nur managen", sagt Kleinschmidt: Von mehr Hilfe vor Ort, damit weniger einen Grund haben, nur wegzuwollen, bis zu einem humanen Umgang mit denen, die keinen anderen Ausweg sehen.

Vielleicht reicht dafür noch der Konsenswille bei Rot und Schwarz: Lasst auch hierzulande Praktiker vom Schlage Kilian Kleinschmidts ran. Das rot-weiß-rote Band im neuen Transitbereich von Spielfeld, der einen geordneteren Grenzübertritt gewährleistet, darf dann die Regierung wieder gemeinsam durchschneiden.

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