Gesamtschule? Es gibt noch Wichtigeres

Spindelegger-Nachfolger Mitterlehner lässt sich von Experten in Sachen Schulreform beraten.
Martina Salomon

Martina Salomon

Es gibt noch Wichtigeres

von Dr. Martina Salomon

über die Gesamtschule

Legt die ÖVP ihre "schulpolitischen Scheuklappen" ab, wie die SPÖ in einer Presseaussendung frohlockt? Sprich: Ist der Weg für die Gesamtschule frei? ÖVP-Chef Mitterlehner gab sich immer schon liberaler als sein Vorgänger und hat der Partei nun einen Diskussionsprozess mit Experten verordnet. Schulpolitik ist besonders vermintes Gebiet für die Schwarzen. Denn der Kanzlerpartei ist es gelungen, den Koalitionspartner ins reaktionäre Blockierer-Eck zu drängen. Damit rückt in den Hintergrund, dass es die SPÖ ist, die das Ressort seit auch schon wieder acht Jahren mit eher untermittelprächtigem Erfolg führt.

Der neue ÖVP-Boss ist taktisch gewieft genug, das Thema Gesamtschule vorerst einmal beiseitezulassen. Jedem, der sie einführt, muss nämlich klar sein, was sie – auch – bedeutet: einerseits eine Vergrößerung des Privatschul-Sektors wie in anderen Gesamtschulsystemen auch. Andererseits eine neue Notenwahrheit – also deutlich verschärfte Prüfungen am Ende, um weiterführende Schulen oder Unis besuchen zu können.

Aber es gibt ohnehin noch genügend anderes zu tun: 50-Minuten-Einheiten sind kein Konzept mehr für das 21. Jahrhundert, und Schulen brauchen viel mehr unbürokratischen Entscheidungsspielraum. Problemschulen müssen anders budgetiert werden, aber die AHS aus ideologischen Gründen auszuhungern, wie dies Ex-Ministerin Claudia Schmied begonnen hat, ist wohl auch kein Programm. Ob eine Akademisierung des Kindergartenberufs der Weisheit letzter Schluss ist (Vorschlag Andreas Salcher), darf ebenfalls bezweifelt werden. Seltsam wiederum ist, dass noch niemand ein großes Schulneubauprogramm gefordert hat. Denn in einem Gebäude aus der Monarchie kann das überparteiliche Ziel nicht gelingen: eine moderne ganztägige Schule.

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