Eine Entschuldigung, die vielen guttäte

Selten hat ein Politiker in ein paar TV-Sekunden mehr Punkte gemacht als Reinhold Mitterlehner in Sachen Hypo.
Josef Votzi

Josef Votzi

Eine Entschuldigung, die vielen guttäte

von Josef Votzi

über Mitterlehner

Irmgard Griss, erfreulichster Neuzugang in der öffentlichen Arena, hat jüngst vielen Österreichern aus der Seele gesprochen. Nach dem "Systemversagen" bei der Hypo sei seitens der damals Verantwortlichen eines angebracht: Ein "Eingeständnis, dass das nicht optimal gelaufen ist" – inklusive einer "Entschuldigung". Den Anfang machte am Dienstag einer, der damals nachweislich nicht involviert war. Reinhold Mitterlehner nutzte einen gemeinsamen Auftritt mit Werner Faymann im ORF-Report in Sachen Hypo-Debakel zu diesem ungewohnten Satz aus Politikermund: "Man kann sich bei den Österreicherinnen und Österreichern – obwohl wir beide es nicht verantwortet haben oder entstehen haben lassen – nur entschuldigen, es tut uns leid."

Selten hat ein Politiker in ein paar TV-Sekunden schneller Punkte gemacht als Michael Spindeleggers Nachfolger in Partei und Regierung. Die vielen Milliarden, die bereits im Hypo-Grab versenkt wurden, kann niemand mehr zurückholen. Die Steuerzahler, die mit bis zu vier vermasselten Steuersenkungen dafür büßen müssen, fühlen sich in ihrem Frust und Zorn von den Akteuren von damals zu ihrem Überdruss auch noch alleingelassen.

Ex-Finanzministerin Maria Fekter sitzt nach wie vor im Parlament, die nunmehrige VP-Kultursprecherin weigert sich aber beharrlich, auch nur einen Halbsatz zu ihrer Rolle in der leidigen Causa zu sagen. Intern begründen Fekter und ihr Vorgänger Josef Pröll ihr eisernes Schweigen so: Jeder Halbsatz, den sie im künftigen U-Ausschuss zur Hypo jetzt um eine Nuance anders von sich geben, könnte sie wegen falscher Zeugenaussage vor Gericht bringen. Pröll und Fekter sind Vollprofis genug, um diese Klippe zu umschiffen. Sie sollten den Appell von Irmgard Griss nach einem offenen Wort dringend Ernst nehmen.

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