Ein teures System, das wenig effektiv ist

Es ist nicht akzeptabel, dass das einst so gelobte Gesundheitssystem an Qualität verliert.
Bernhard Gaul

Bernhard Gaul

Unser Gesundheitssystem ist nicht das weltbeste.

von Bernhard Gaul

über Österreichs Gesundheitssystem

Montagmorgen ist ein guter Zeitpunkt für unangenehme Wahrheiten – solche, die wir gerne verdrängen: Unser Gesundheitssystem ist nicht das weltbeste. Wir sind auch nicht das gesündeste Volk der Welt mit der höchsten Lebenserwartung. Und bei der Vorsorgemedizin gehören wir zu den Hinterbänklern.

Dabei haben wir eine der höchsten Ärztedichte der Welt. Unter den OECD-Staaten praktizieren hier mit Abstand die meisten Ärzte: 4,83 pro 1000 Einwohner. In Deutschland und der Schweiz sind es nur je 3,8 , in den USA nur 2,46. Diese Fakten sind unverständlich, wenn man rasch einen Arzttermin braucht oder eine Spitalsambulanz aufsucht, und Stunden in vollen Wartezimmern verbringen muss. Oder am Land lebt und einen Facharzt braucht. Und unter den Ärzten, jedenfalls bei den vielen Indianern im System, findet sich inzwischen viel Leid, Frust und Erschöpfung.

Diesen Befund teilt auch Ärztekammerchef Artur Wechselberger im KURIER-Interview: "Natürlich ist das Gesundheitssystem schlechter geworden."

Doch was ist die Therapie? Das Gesundheitswesen ist ein 35 Milliarden Euro schweres Business, das weniger einem schwerfälligen Tanker gleicht, sondern mehr einem teils unkoordinierten Flottenverband mit vielen Kapitänen von Bund, Ländern, Ärztekammern und Sozialversicherungen. Die Gesprächsbasis der Player ist, wie das Streitgespräch zeigt, bei Weitem nicht die beste. Das ist nicht akzeptabel, genau so wenig wie eine Gesundheitspolitik, die nur Macht und Einfluss sicherstellen will, statt die bessere Leistung für weniger Geld zu ermöglichen. Wir waren immer stolz auf unser Gesundheitssystem – und wollen das auch in Zukunft sein.

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