Christliche Botschaften bleiben modern

Die christlichen Kirchen haben an Bedeutung verloren und überlassen anderen das Feld der Sinnsuche.
Martina Salomon

Martina Salomon

Es ist nicht gleichgültig, ob Österreich ein christlich geprägtes Land bleibt.

von Dr. Martina Salomon

über das westliche Gesellschaftsmodell

Quizfrage: Wann ist Jesus Christus geboren? Überliefert war einst ein Frühjahrstermin, vor 1661 Jahren verlegte der Papst die Geburtstagsfeier Jesu auf 25. Dezember. An Tagen wie diesen – noch dazu in einem Jahr, in dem Tausende aus einer anderen Religion zu uns kamen – fragt man sich: Wie könnte ein Glaubensbekenntnis im heutigen Österreich lauten? Vielleicht ganz profan so: "Ich glaube an den allmächtigen Vater Staat, den Schöpfer vieler Sozialleistungen, der die Lebenden richtet, wenn sie zu wenig Steuern zahlen oder falsch parken." Und die Kirche? Sie gibt den rituellen Rahmen für Feste, ist aber ansonsten von einer Glaubens- zu einer Helfer- sprich: Caritas-Kirche geworden. Doch die Sehnsucht nach Sinn, Spiritualität und einer moralischen Instanz ist geblieben. Da reichen auch weihevolle Worte des Herrn Bundespräsidenten "zu allen heiligen Zeiten" nicht aus.

Den Koran nicht wortwörtlich auslegen

Christen westeuropäischer Prägung beeindruckt die unverbindliche Spiritualität des Dalai Lama jedenfalls mehr als der Papst, auch wenn Franziskus Unbekümmertheit (und einen Schuss Populismus) in den strengen Vatikan gebracht hat. Gott sei Dank ist die Zeit vorbei, als schrullige Personalentscheidungen von Johannes Paul II. die katholische Kirche in Österreich fast ruinierten. Die Bischofsernennungen der letzten Jahre waren deutlich rationaler. Den Österreichern sind sie aber schon länger herzlich egal. Was durchaus kurios ist, weil sich doch gleichzeitig ganz viele die bange Frage stellen, ob christliche Werte demnächst untergehen werden. Diese bilden nach wie vor das Grundgerüst unseres Zusammenlebens, sind Teil unserer Geschichte.

In der christlichen Tradition stehen Barmherzigkeit und Toleranz ganz oben. Der Islam versteht sich anders, leider hat er sich in vielen Teilen der Welt zurückentwickelt. Die Trennung zwischen Staat und Religion (im Christentum mühsam erkämpft) gibt es dort nicht (mehr). Individualismus ist verpönt. Verfolgung und Tötung Andersgläubiger, die Erniedrigung von Frauen lässt sich durch wortwörtliche Auslegung des Koran legitimieren. Historisch ist er ja in der Zeit einer archaischen und kriegerischen Stammeskultur entstanden. Aber Christen nehmen das Alte Testament auch nicht mehr beim Wort. Während katholische Priester vom gemeinsamen Kerzenanzünden schwelgen (und insgeheim hoffen, endlich auch wieder ernster genommen zu werden), bleibt es kritischen Muslimen überlassen, vor Rückwärtsgewandtheit und Radikalisierung ihrer Glaubensbrüder zu warnen.

Gerade zu Weihnachten sollte man erkennen, dass zentrale Begriffe des Christentums – etwa das Gebot der Nächstenliebe – modern geblieben sind und auch gelebt werden. Es ist nicht gleichgültig, ob Österreich ein christlich geprägtes Land bleibt, in dem zum Glück auch die Errungenschaften der Aufklärung, der Vorrang demokratischen Rechts und gesellschaftliche Liberalität herrschen. Das könnten Bischöfe ruhig predigen.

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