Die Stunde des Wahlkämpfers

Angesichts schlechter Umfragen stellt sich der Wiener Bürgermeister der Konfrontation mit dem FPÖ-Chef.
Michael Jäger

Michael Jäger

Der SPÖ-Chef hat sich vorgenommen, den Freiheitlichen inhaltlich zu entzaubern.

von Michael Jäger

über Michael Häupl

Drei Mal pro Woche sitzt er am Ergometer. Michael Häupl wirkt zu Beginn der heißen Wahlkampfphase wie keiner, der am Wahlabend gehen will. Das habe er auch nicht vor, sagt der Wiener Bürgermeister im KURIER-Interview. Auffallend und für die Stadtpolitik ungewöhnlich: Der Amtsinhaber spricht wiederholt seinen Herausforderer an.

Damit ist klar, Michael Häupl hat sich zum offenen Duell mit dem FPÖ-Obmann entschlossen. Er belässt es nicht dabei, seinen Gegner zu ignorieren. Angesichts magerer Umfragen für die Wiener SPÖ sieht sich Häupl viel mehr zur direkten Konfrontation gezwungen. Sogar ein TV-Duell gegen Heinz-Christian Strache ist nicht ausgeschlossen. Denn der SPÖ-Chef hat sich vorgenommen, den Freiheitlichen inhaltlich zu entzaubern.

Man muss Häupl nicht folgen, wenn der demnächst 66-Jährige eine weitere Kandidatur in fünf Jahren nicht mehr ausschließt. Aber der Wahlkampf, der liegt ihm im Blut. Und risikofreudig ist er auch. Selbst wenn das Häupl, wie mit Rot-Grün, politisch nichts gebracht hat.

Will der Bürgermeister politisch das Ruder herumreißen, muss er den Unterschied zur FPÖ noch deutlicher aufzeigen. Dabei braucht es aber mehr als Ansagen.

Daher schreitet jetzt zur Tat. "In Wien gibt es kein Asylproblem", sagte Häupl diese Woche. Wie zum Beweis bietet er jetzt an, Hunderte Familien, Jugendliche und Kinder von Traiskirchen nach Wien zu holen. Angesichts der Ohnmacht der Politik zur Flüchtlingskrise ein richtiger wie mutiger Schritt.

Denn die Wahl hat der Bürgermeister damit natürlich nicht gewonnen. Das gelingt ihm nur dann, wenn er die Zukunftsfragen der Stadt glaubwürdig löst. Und genau das ist zugleich Häupls größte Herausforderung.

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