Die Kirche sucht den „Wunderwuzzi“

Papst Benedikt XVI. ist Geschichte. Der Neue übernimmt einen ziemlich ramponierten Laden.
Walter Friedl

Walter Friedl

Letztlich endete Benedikt XVI. als tragische Figur.

von Mag. Walter Friedl

über den Papst

Letztlich endete Papst Benedikt XVI. als tragische Figur. Reformen brachte er nicht auf den Weg – das war von dem Konservativen allerdings auch nicht zu erwarten. An der Kurie biss er sich wie viele seiner Vorgänger die Zähne aus. Und sein Charisma ist, freundlich formuliert, ausbaufähig.

In Wahrheit war der Dogmatik-Professor eine Fehlbesetzung auf dem Stuhl Petri. Er ist ein brillanter Wissenschaftler, aber kein guter Hirte, dem die Schäfchen kraft seiner Ausstrahlung folgen. Als Machtpolitiker war er noch schlechter, den Intrigenstadl im Vatikan bekam er nicht in den Griff. Von seinem Pontifikat wird nur der spektakuläre Rücktritt bleiben – der erste eines Papstes der Neuzeit.

Sein Nachfolger ist nicht zu beneiden, denn die Job-Description lautet schlicht: „ Wunderwuzzi“. Einerseits müsste er die Kirche öffnen, erlebbar machen, dass in ihr ein befreiender Geist weht, und nicht das Diktat der Dogmen herrscht. Er müsste einen Aufbruch verkörpern, wie er in Teilen Afrika, Asien oder Lateinamerika zu registrieren ist. Das spräche für einen Papst aus diesen Regionen. Der Neue müsste aber auch ein kühler Stratege sein, der seinen Machiavelli gelesen hat und die Kurie an die kurze Leine legt. Das spräche für einen Europäer, der das vatikanische Minenfeld gut kennt.

Ob es für diese „mission impossible“ den geeigneten Kandidaten gibt, ist aber fraglich. Nur: Weiterwursteln wie bisher kann sich die Kirche nicht mehr leisten.

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