Der politische Islam ist nicht friedlich

Ein friedliches Zusammenleben ist nur mit jenen Staaten möglich, die einander respektieren.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Ein friedliches Zusammenleben ist nur mit jenen Staaten möglich, die einander respektieren

von Dr. Helmut Brandstätter

schwache Staaten und Religionen

An dieser Stelle wurde vor einer Woche die neue Weltunordnung beschrieben. Gut, dass da gerade das neue Buch von Henry Kissinger auch in deutscher Sprache erscheint, unter dem verheißungsvollen Titel "Weltordnung" . Aber auch der Altmeister der US-Diplomatie, der in Deutschland geborene und im Jahr 1938 geflüchtete ehemalige US-Außenminister, hat keine Lösung für unseren Planeten. Aber er analysiert im Detail, dass aufgrund der unterschiedlichen gesellschaftlichen und religiösen Fundamente der Staaten die globale Nachbarschaft immer schwierig bleiben wird.

Kissingers Ausgangspunkt ist der Westfälische Frieden von 1648. Nach dem 30-jährigen Krieg akzeptierten die erschöpften Staaten ein paar Grundregeln: Die Grenzen und die Souveränität der anderen zu achten sowie keine Einmischung in innere Angelegenheit. Das hat darauf folgende Kriege in Europa nicht verhindert, aber es gab Prinzipien für einen Neuanfang nach Kriegen.

Heute sind die Staaten der Erde durch Militärtechnik und Kommunikation einander viel näher, aber die Geschichte trennt sie. Die USA, gegründet von religiösen Siedlern, deklarierten unter ihrem Präsidenten Theodore Roosevelt (1901–1909) den Anspruch, in anderen Ländern zu intervenieren, um diese oder deren Freiheit zu beschützen. Der Eintritt der USA in die beiden Weltkriege war notwendig, Vietnam wurde zum Trauma und der Irakkrieg folgte einer Lüge, für die die USA noch heute büßen. Barack Obama plante einen Rückzug und weiß nicht, wie er mit dem IS-Terror umgehen soll.

Das chinesische Kaiserreich kannte lange keine Außenpolitik, es gehörte ja alles "unter dem Himmel" zum Reich der Mitte. Parteichef Xi braucht für den Aufstieg zur stärksten Wirtschaftsmacht die anderen Großen der Weltpolitik. Das Verhältnis zwischen China und den USA ist die Grundlage für eine friedliche Welt.

Schwache Staaten und Religionen als Gefahr

Russland wirkt gerade auch mit Putins Kanonenpolitik vor den Küsten Australiens nur mehr lächerlich. Ein Land, das durch ein paar halbherzige Sanktionen und einen fallenden Ölpreis in wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist, kann durch seine Schwäche gefährlich werden.

Die EU wird sich schneller, als ihr lieb ist, entscheiden müssen, ob sie Subjekt oder Objekt der Geschichte sein will. Angesichts des politischen Islamismus wird diese Zögerlichkeit gefährlich für uns. Denn wenn jemand die Prinzipien des Westfälischen Friedens nicht akzeptiert, dann sind es islamische Staaten wie der Iran und erst recht terroristische Bewegungen. Und das hat eine innere Logik: Säkuläre Gebilde wie Staaten sind aus Sicht der Islamisten niemals legitim. Wer die Reinheit der islamischen Lehre sucht, wird Staaten nur als Übergangslösung akzeptieren. Und wenn es geht, diese bekämpfen.

Wer den Islam als Religion praktiziert, soll das im Rahmen unserer Ordnung tun. Gleichzeitig müssen wir die Fundamentalisten bekämpfen. Sie verachten jeden Kompromiss, wohl auch ein Zeichen von Schwäche.

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