Warum die AVZ-Stiftung immer leichtgewichtiger wird

Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Diskretion ist hinter Tür 5, Gölsdorfgasse 3, oberstes Gebot.

von Andrea Hodoschek

über die AVZ-Privatstiftung in Wien

Diskretion ist hinter Tür 5, Gölsdorfgasse 3, in der Wiener Innenstadt oberstes Gebot. Dort residiert die der Stadt Wien nahestehende Privatstiftung zur Verwaltung von Anteilsrechten, kurz AVZ-Stiftung genannt. Die noch 14 Vorstände herrschen über jenes Vermögen, das ursprünglich aus der Anteilsverwaltung Zentralsparkasse stammte. Die Stiftung wird allerdings immer leichtgewichtiger, denn vom ehemals 40-prozentigen Anteil der AVZ an der Bank Austria ist praktisch kaum noch etwas vorhanden.

Bei ihrer Gründung 2001 war die Stiftung drittgrößter Aktionär der bayerischen HypoVereinsbank, die kurz zuvor mit der Bank Austria fusioniert hatte. Der Wert des Aktienpakets lag bei rund 1,7 Milliarden Euro. Als die UniCredit das HVB-Konglomerat und damit auch die Bank Austria übernahm, wurde die Stiftung Aktionär der italienischen Finanzgruppe. Derzeit hält sie nur noch 0,3 Prozent der UniCredit, das entspricht einem aktuellen Börsenwert von rund 64 Millionen Euro.

„Unser Anteil an der UniCredit wurde immer mehr verwässert, aber wir haben auch aktiv Aktien verkauft. Heute sind unsere anderen Beteiligungen bereits wesentlich mehr wert“, erklärt ein Stiftungsvorstand. Als da sind: 61 Prozent des Verkehrsbüros, 8,25 Prozent an der Kontrollbank und 25 Prozent am Kartenanbieter Card Complete.

Dafür dürfte die Stiftung, der 2001 zwei Milliarden Euro an Verbindlichkeiten umgehängt wurden, heuer erstmals schuldenfrei sein. Die Haftungen der Stadt Wien für die Bank Austria haben sich von 120 auf unter sieben Milliarden Euro reduziert. Sollte die Bank Austria, was aus heutiger Sicht freilich unrealistisch ist, in die Insolvenz schlittern, wäre die Stiftung erledigt. Sie haftet für die aktuellen Schulden der Bank, derzeit zwischen 120 und 130 Milliarden Euro. Ein Drittel bis die Hälfte ihres Gewinns schüttet die AVZ an den Technologiefonds der Stadt Wien aus. Bis dato in Summe 90 Millionen Euro, heuer könnte es rund zehn Millionen geben.

Der 14-köpfige Stiftungsvorstand will sich auf die Hälfte der Mandate verkleinern. Derzeit werden vier Vorstände aus dem Umkreis der Bank Austria besetzt, vier aus deren Betriebsrat, dazu kommen sechs quasi „Unabhängige“. Da sitzt neben dem ehemaligen Rektor der Wiener Wirtschaftsuni, Hans Robert Hansen, beispielsweise auch der stramme Rechtsprofessor und Burschenschafter Waldemar Jud. Die Verkleinerung über die natürliche Fluktuation (Abgang mit dem 70. Geburtstag) wird freilich dauern. Der ehemalige Bank-Austria-Chef Gerhard Randa, der im Vorjahr seine Stiftungskollegen mit einem Abschiedsbrief überraschte, wurde aber noch durch den ehemaligen Bank-Austria-Manager Alexander Wolfring ersetzt.

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