Über die Informationsverweigerung in Wien

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Man hatte nichts recherchiert – und so war die Sitzung völlig sinnlos.

von Thomas Trenkler

über kafkaeske Erfahrungen mit der Verwaltung:

Ein düsteres Gerücht geht um in Wien: Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) kürze die Subventionen. Nicht gravierend, aber doch. Das Filmmuseum zum Beispiel, 2014 mit 730.000 Euro bedacht, erhält nur mehr 700.000 Euro – und eine Vertröstung: Eine weitere Förderung in der Höhe von 15.000 Euro wird vom Kulturamt „in Aussicht gestellt“.

Im Falle der Viennale sind Ratenzahlungen vorgesehen: Zunächst durfte das Festival, 2014 mit 1,6 Millionen Euro subventioniert, um 1,3 Millionen ansuchen. Man sucht ja generell wie absurderweise nicht um den Betrag an, den man benötigen würde, sondern hält sich an die Summe, die vom Amt vorgegeben wird. Im Akt ist zudem vermerkt, dass von der Viennale „eine zweite Rate ... nach Maßgabe der budgetären Möglichkeiten der Stadt Wien beantragt werden“ wird.

Eine Budgetkürzung war wohl auch beim Niedermair angedacht, was den Kabarettisten Werner Brix zu einem Protestschreiben an den Bürgermeister bewog. Und bei den Festwochen spricht man von einer „Bindung“: Die Stadt würde ein paar Prozent zurückbehalten.

Ihr Tratsch-Partner wollte Genaueres über das Ausmaß der Kürzungen und die „Bindungen“ erfahren. Er wandte sich daher an die Pressesprecherin des Kulturstadtrates. Auf die Subventionskürzungen ging diese in ihrem kargen Antwortschreiben mit keiner Silbe ein – und sie tat dies auch nicht auf die nochmals der Sprachbox vorgetragene Bitte. Bezüglich der Bindungen bestätigte sie, was Ihr Tratsch-Partner ohnedies wusste: Im Voranschlag des Budgets 2016 sind Kreditbindungen vorgesehen.

Man arbeite an der Aufhebung der Bindungen im Laufe des Jahres. Und deshalb nennt das Kulturamt keine Zahlen. Warum? Weil eine negative Schlagzeile folgen könnte?

Auch in Zusammenhang mit den Mahnmalen verweigert man Informationen. Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass die Stadt noch einmal das Denkmal für die in der NS-Zeit deportierten Juden ausschreibt. Die Frage, wie viel der einstige, für alle offene Wettbewerb inklusive Ausstellung, Katalog und Jury kostete, blieb trotz mehrfacher Bitte unbeantwortet. Denn für die neuerliche Auslobung seien „die damaligen Kosten nicht relevant“. Daher hat man auch keine Lust, die Gründe für die Nichtrealisierung des siegreichen Entwurfs nachvollziehbar darzulegen. Steuergeld? Eh wurscht.

Nun also ein geladener Wettbewerb. Die Sieger von einst dürfen nicht dran teilnehmen. Warum? Weil sie Architekten sind? Und welche fünf Künstler wurden eingeladen? Martina Taig, Chefin von KÖR – Kunst im öffentlichen Raum, ist nicht zu sprechen (immer unterwegs!); die Mitarbeiterin hingegen nicht befugt, Auskünfte zu erteilen. Die Namen bekanntzugeben, sei verboten. Wieso? Keine Antwort.

Kafkaeske Erfahrungen mit KÖR darf auch Ruth Beckermann machen. Kürzlich wurde zu einer Sitzung eingeladen, in der geklärt werden sollte, ob die Installation „The Missing Link“ dauerhaft beim Mahnmal von Alfred Hrdlicka bleiben darf. Die Witwe des Bildhauers will verhindern, dass der „straßenwaschende Jude“ mit den Bildern der Voyeure ergänzt wird und argumentiert daher mit „Ensembleschutz“. Aber wie sieht die rechtliche Grundlage aus? Und was steht im Vertrag, den die Stadt einst mit Hrdlicka abschloss? KÖR hatte nichts recherchiert – und so war die Sitzung völlig sinnlos.

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