Rapid und die Märchen aus 1001 Nacht

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Aus St. Hanappi wird neben dem ORF auch Al-Jazeera übertragen.

von Wolfgang Winheim

zum Rapid-Testspiel gegen PSG

Für 63 Millionen Euro, die aus der Privatschatulle eines arabischen Scheichs stammen, wird Neapel seinen südamerikanischen Torjäger Edinson Cavani zu Paris Saint-Germain wechseln lassen. Das ist jener Klub, der Ausnahmekönner a la Zlatan Ibrahimovic und Thiago Silva verwöhnt; der sich im burgenländischen Stegersbach auf die neue Saison vorbereitet. Und der Dienstag in Graz gegen Sturm und Freitag in Wien gegen Rapid antritt.

Aus St. Hanappi wird neben dem ORF auch Al-Jazeera übertragen. Scheich Tamim bin Hamad al Thani finanziert nämlich nicht nur den Pariser Meisterklub. Der an Volkswagen und Louis Vuitton beteiligte 33 Jahre junge Herrscher von Katar verfügt auch über den einflussreichsten TV-Sender der arabischen Welt.

2022 wird der Emir von Katar Gastgeber der Fußball-WM sein. Das nur 1,8 Millionen Einwohner zählende kleine Land kann sich die großen Ausgaben dank seiner Gasvorkommen am Wüstenrand leisten. Schon jetzt wird dort trotz 50 Grad Außentemperatur unter freiem Himmel bei 18 Grad gekickt. Kühle Luft wird von den Tribünendächern auf Spielfeld und Publikum hinabgeblasen.

Die Studenten von vier Wiener Fakultäten haben soeben in monatelanger akribischer Arbeit ein energiefreundlicheres System für Stadien ausgeklügelt. Mittels Fotovoltaik-Modulen. Laienhaft ausgedrückt: Die gesamte Außenhülle der Arena könnte rund um die Uhr zur Stromerzeugung genützt werden, womit sich ein Stadionbau sehr, sehr langfristig gesehen sogar amortisieren würde.

Da die Wien Energie Rapid sponsert und dem Rekordmeister das Dach des maroden Hanappi-Stadions auf den Kopf zu fallen droht, lag die Vermutung nahe, dass Rapid Auftraggeber war. Generalmanager Werner Kuhn dementiert. Muss dementieren. Weiß er doch, wie sensibel Anrainer, deren Häuser von Fußball-Hooligans mit Pissoirs verwechselt werden, gerade in Wien-Hütteldorf auf jedes Gerücht reagieren.

Einerseits hört sich der Slogan „Grünes Stadion für die Grün-Weißen“ durchaus verlockend an.

Andererseits aber lassen sich neue Sportstätten in Zeiten wie diesen, in denen Kindergärten und Spitalsbetten Vorrang haben müssen, gegenüber dem Steuerzahler immer schwerer rechtfertigen. Obwohl ein ganzes Stadion „nur“ so viel kosten würde wie ... Cavani.

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