Die Tschentsche aus Wien

Da Kärnten sonst nur als Pleiteland Aufmerksamkeit bekommt, ist dieser Spaziergang für Klagenfurt.

von Mag. Leila Al-Serori

über Klagenfurt

Vor acht Jahren habe ich mich in einen Kärntner verliebt. Seitdem weiß ich, was eine Tschentsche ist (Raunzerin) oder dass man Kasnudeln krendeln muss. Vor allem aber weiß ich, dass Klagenfurt nicht nur wegen der Schwiegereltern in spe einen Besuch wert ist. Und da Kärnten sonst nur als Pleiteland Aufmerksamkeit bekommt, ist der heutige Stadtspaziergang der südlichsten Landeshauptstadt gewidmet.

Die Sage rund um Klagenfurt ist abenteuerlich: Es war einmal ein Drache, der in einem Sumpf hauste und Jungfrauen aus den umliegenden Dörfern verspeiste. Erst durch eine List konnte er getötet werden: Die Menschen errichteten einen Turm und ketteten einen Ochsen als Köder an. Der Drache stürzte sich auf den Ochsen, verfing sich und wurde daraufhin erschlagen.

Heutzutage ist der Lindwurm aus Stein. Und Klagenfurt ein weniger blutiges Plätzchen: Pastellige Barockhäuser, begrünte Innenhöfe, Fußgängerzonen. Aber die Probleme sind spürbar: Für Junge fehlen die Möglichkeiten, die meisten wandern aus. So wirkt die einstige Einkaufsstraße heute so, als ob sie der Lindwurm besucht hätte: ausgestorben. Mit schuld ist die Stadtpolitik, die Geschäfte in Shoppingcenter oder an die Peripherie abwandern lässt.

Aber auch, wenn die Wienerin jetzt ordentlich getschentscht hat, Klagenfurt hat unzählige schöne Seiten: Das Kreuzbergl mit seinem botanischen Garten, das Open-Air-Kino im Burghof, das Eis vom Arcobaleno. Besonders liebe ich den Markt am Benediktiner Platz und die frisch gepressten Karottensäfte. Auch was Neues gibt es dort zu entdecken: Spitzenkoch Christian Cabalier serviert in der "Kochwerkstatt" Pasta und Sashimi.

Schön ist auch der Lendkanal und seine mit Liebesschlössern verzierte Brücke. Das zugehörige Lendhafen-Café ist eine der wenigen Ausgeh-Adressen der Stadt.

Im Sommer bringen die Touristen Leben ins Zentrum, die Nähe zu Italien wird spürbar: Es wird flaniert, Aperol-Spritzer getrunken und Schmäh geführt. Da wird jeder ganz entspannt. Selbst die Tschentsche aus Wien.

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