Italienische Sommerromanze

Anna-Maria Bauer

Anna-Maria Bauer

Die Haare flatterten, die Wangen schlackerten. Dennoch hupten die Autos. Wo war das Problem?

von Anna-Maria Bauer

übers Vespa fahren

Es war Liebe auf den ersten Blick. Leuchtend rot strahlte mich die Vespa an. Dass sie doppelt so teuer war wie andere Modelle in dem Motorradgeschäft, übersah ich geflissentlich. Da Drehzahl, Hubraum und Pferdestärke für mich nur bedeutungslose Begriffe sind, war von Anfang klar, dass die Entscheidung für mein neues Gefährt eine zutiefst oberflächliche sein wird.

Ich bin jedenfalls nicht die Einzige, die Gefallen an dem italienischen Kultroller findet. Nicht nur, dass die Vespa dieser Tage ihren 70. Geburtstag mit Sonderangeboten und Limited Editions auch in Wien feiert. Auch greifen Motorrollerfahrer laut Statistik hierzulande mittlerweile am häufigsten zu dieser Marke.

Meine erste Fahrt wird mir jedenfalls lange in Erinnerung bleiben. Sanft am Lenker gedreht und schon ging es die Triester Straße hinunter. Meine Haarspitzen flatterten im Wind, Mücken knallten gegen mein Visier, die Wangen schlackerten. Dennoch begannen die Autos hinter mir zu hupen. Wo lag denn bitte das Problem? Ein Blick auf den Tacho erklärte ihren Ärger. Ich fuhr gerade einmal 27 km/h – und das kam mir schon gewagt vor. Da war er also, der feine Unterschied zwischen vierrädrigem Auto und zweirädrigem Motorroller.

Im Laufe der vergangenen Jahre sind die kleine, rote Vespa und ich aber ein eingespieltes Team geworden. Heute kann ich mir Wien ohne Roller nicht mehr vorstellen. Dieses Gefühl an heißen Tagen durch die Straßen der Stadt zu kurven, vom Fahrtwind ein wenig abgekühlt zu werden und das vertraute sonore Brummen des Motors zu hören. Oder in einer lauen Sommernacht durch Wien zu gleiten und den Menschen, den Gebäuden und den Plätzen, an denen man vorbei kommt, auf eine ganz eigene Art nah zu sein, verbunden zu sein; weil man nicht wie beim Auto von einem Stahlblechkäfig umgeben, sondern frei ist.

Warum die Begeisterung? Um es mit einem Werbeslogan des Rollerherstellers aus den 1970ern auszudrücken: Weil’s einfach Spaß macht.

annamaria.bauer@AnnnaMariaBauer

Kommentare