Eh klar!

Eh klar!
Die vielen Jahre der Gemeinsamkeit garantieren: Man weiß, was (nicht) kommt!
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Der Mann nebenan firmiert in der Gaukelblumen-Liga.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

10. In Worten: zehn. So viele Jahre sind wir verheiratet, dazu kommt die Erschwerniszulage von weiteren sieben Jahren ohne Schein. Romantiker sagen dazu "Rosenhochzeit". Wir nicht. Zu uns passt eher der Begriff "Trollblumenhochzeit", weil wir in der Eigenartigkeits-Skala ja recht weit oben liegen. Aber wenn wir schon beim Thema Blumen sind: Der Mann nebenan firmiert in der Gaukelblumen-Liga. Ich zwischen Taubnessel und Entenschnabel. Rosen? Fix nicht. Jedenfalls ist es am 24. Juni so weit.

Erwartbares

10 Jahre also. Das ist nicht wenig, aber auch nicht viel, doch nimmt man die anderen sieben Jahre dazu, gilt die "Na-bumm-Rechnung". Das Gute daran: Man weiß – was den jeweils anderen betrifft – Bescheid. Es gibt keine unangenehmen Überraschungen mehr. Das Schlechte daran: Man weiß – was den jeweils anderen betrifft – Bescheid. Der Mensch nebenan wird berechenbar. Ich weiß etwa, was passieren wird, wenn ich zu Don Hufnagl sage: "Ist noch Weißwein im Eiskasten?" Er wird so tun, als würde er gerade innerlich die Nietzsche-Gesamtausgabe ins Lateinische übersetzen – und absent wirken. Um verstört hochzufahren, wenn ich Weißwein aus dem Keller anschleppe. Und ich weiß weiters, was er sagen wird – nämlich: Geh Schatzi! Hätt’st was g’sagt. Ebenso kann ich voraussehen, wie er reagiert, wenn ich ihn bitte, mit mir spazieren zu gehen. Es wird was sein, weil immer was ist, in diesem Fall. Das Knie wird schmerzen, die Zeitnot wird groß sein oder er wird ganz schnell, "irgendwas" (Dubioses) erledigen müssen: Tennissocken-Upcycling oder Werkzeugkasten-Rearrangierung. Und umgekehrt bin auch ich für ihn berechenbar. Denn er wird ahnen, was ich darauf antworte, nämlich: "Für wie deppert hältst du mich eigentlich?"

Twitter: @GabrieleKuhn

Er

Das Gute an den ungeraden Jahren: Ich kann sicher sein, dass an unserem Hochzeitstag kein wichtiges Match stattfindet. So muss ich mir nicht wochenlang einen Masterplan überlegen, wie ich eine Huldigung der Liebsten romantisch-listig zwischen die Partien JapanKolumbien und GriechenlandElfenbeinküste einbette (wie im vergangenen WM-Jahr). Heuer ist alles anders, und weil es noch dazu ein Jubiläum ist, habe ich mir – tata! – eine Überraschung einfallen lassen. Und meine größte Freude ist es, dass ich ihr genau das vor Wochen angekündigt habe. Absichtlich. Wissend, dass für eine Frau, die vor lauter Neugier bei spannenden TV-Serien den Showdown googelt, Intransparenz die Höchststrafe ist. In diesem Sinn genieße ich ihr mehr oder weniger subtiles Investigativ-Feuerwerk, quasi eine Art Nurknall-Theorie (von Sag mir nur ... über Ich will nur wissen ... bis Bitte, bitte nur einen Hinweis!).

Erwartbares

Das nur als Info zum Thema "Erwartbares". Ja, auch ich weiß mit hoher Wahrscheinlichkeit, was wann wie warum von ihr kommt. Mein diesbezüglicher morgendlicher Liebling ist im Übrigen die Frage: "Wie mach’ ma’s mit dem Hund?" Heißt übersetzt: Ich weiß, du gehst jeden Nachmittag, jeden Abend, und ich sollte in der Früh gehen, aber ich kann und will nicht. Doch so sage ich es nicht, weil du sonst grantig reagierst. Also zähle ich auf, was ich schon alles erledigt habe und stelle als Trick ganz beiläufig eine Frage statt dich banal um den Gassi-Dienst zu bitten. Tja, was soll ich sagen? Außer: "Ich mach’ schon." Und: "Für wie deppert hältst du mich eigentlich?"

Unser Buch: "Du machst mich wahnsinnig" (Amalthea). Unsere letzten Paaradox-Auftritte im Rabenhof vor dem Sommer: 17. Mai, 28. Mai und 7. Juni (www.rabenhoftheater.com).

Twitter: @MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

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