Der Meerwert

Der Meerwert
Sommerurlaub. Die Planung ist seit Langem ein Fall für ihn, das macht sie seit Kurzem nervös.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

„Im Loslassen liegen die Flügel der Freiheit“

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Manchmal ist es ein wenig schwierig das Gesicht zu wahren. Unlängst etwa, als wir auf den Geburtstag einer Freundin anstießen und sich das Gespräch irgendwann nur mehr um das Thema „Wo machts ihr denn heuer Urlaub?“ drehte. Als die A, B und C mit Schilderungen von 5-Stern-Suiten, Hüttenflair und Wanderungen mit Almbutterworkshop fertig waren, fielen die Blicke auf mich. „Und du so?“ Ähem. Ich so musste bedauerlicherweise bekannt geben, dass ich die Urlaubsplanung an den Mann nebenan delegiert hatte. Und Mitte Mai leider noch immer keinen Schimmer hätte, wo es Anfang Juli hingehen würde. Film zurück: Es war an einem dunklen Wintertag, als wir das Thema „Sommer 2015“ erläuterten. Und er ein Ich-werde-mich-darum-kümmern,-Schatzi-Bulletin vom schlechten Gewissen verlesen ließ. Zufällig hatte ich wenige Minuten zuvor in unserem Klokalender den Spruch „Im Loslassen liegen die Flügel der Freiheit“ gelesen und tat so, als hätte ich Vertrauen.

Lass mich doch

Fehler! Denn als ich ihn dieser Tage – behutsam, so behutsam wie die letzten 15-mal zuvor auch – fragte, ob wenigstens schon Flüge gebucht wären, antwortete er: Nein, aber bald. Und: Lass mich nur machen, entspann dich. Auf die Frage, ob er wenigstens eine ungefähre Vision hätte, runzelte er nur die Stirn. Und dann: dieser „Mystiker-Blick“. Der ließ ihn, in eine für Dodeln wie mich unsichtbare, Kristallkugel blicken und was sehr Supriges sehen. Schließlich lächelte er und sein Blick wanderte vom Kristall zum Ball bei Sky Sport. Während ich in meiner bescheidenen Kugel relativ unentspannt sah, wie wir kommenden Sommer das Last-Minute-Platzerl in einem Motel an der A 19 in Mecklenburg-Vorpommern ergattern, um dort Snippelbohnen und Ohropax zu probieren.

Twitter: @GabrieleKuhn

facebook.com/GabrieleKuhn60

Er

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was gnä Kuhn mehr Stress bereitet: Etwas tun, und diese Aktivität für alle Menschen gut hörbar beharrlich kommentieren. Oder etwas tun lassen, und diese Inaktivität für alle Menschen gut hörbar beharrlich kommentieren. Denn wenn sie eine Sache im Sinne der ehelichen Pflichtenteilung aus der Hand gibt, dann ist sie über diese Übergabe nur in exakt jenem Augenblick, da sie geschieht, erleichtert. Aber bereits am ersten Tag nach meiner Zusage, demnächst etwa neue Mistschauferln zu kaufen, ist mit 101-prozentiger Wahrscheinlichkeit die Frage „Und, hast du die Schauferln besorgt?“ zu erwarten. Der Begriff „demnächst“ bedeutet nämlich lediglich in der Welt von Trödlern und Nichtsnutzen „irgendwann in den kommenden Tagen“. Für meine Frau hingegen heißt „demnächst“ im Erledigungsfall „gestern“.

Ferienwohl

Dabei irritiert es sie während der Dokumentation ihrer urlaubstechnischen Panikattacken auch (zu meiner Linken gut nachlesbar) nicht im Geringsten, dass ich mittlerweile seit vielen Jahren für das sommerliche Ferienwohl der Familie zuständig bin. Und zwar ohne zu hudeln, dafür stets höchst erfolgreich. Immer durfte die Liebste am ach so geliebten Meeresstrand sitzend selig am Weißwein nippen. Und niemals war sie letztendlich dazu verdammt, ihre urlaubsreifen Zecherln bestenfalls in der feuchten Erde unserer Zimmerpflanzen vergraben zu dürfen. 2015 wird das natürlich nicht anders sein. Denn: Ich habe einen Plan (und außerdem längst ein Schauferl besorgt).

Unser Buch: „Du machst mich wahnsinnig“ (Amalthea-Verlag). Unsere letzten Paaradox-Auftritte vor dem Sommer: 28. Mai und 7. Juni im Wiener Rabenhof, 19. Juni in Ybbs.

Twitter: @MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

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