Drei Mal wurde ich angehupt, ein Mal hat man mir den Vogel gezeigt.

von Mag. Natascha Marakovits

über Wiener Grantscherm und depperte Burgenländer

Schon meine Oma hatte über Wien eine ganz besondere Meinung und mich, als ich nach der Matura zum Studieren auszog, vor der großen, bösen Stadt gewarnt: "Pass auf, da sind die Gangster dahoam. Und die Weana Bazi hobn koa Ghertsih (Anm. Benehmen)." Ganz so schlimm war es dann doch nicht, Wien ist schließlich nicht die Bronx. Aber mit den Wienern und ihrem Benehmen hatte sie recht – vor allem auf der Straße.

Es ist ja eine besondere Beziehung, die der Burgenländer zu Wien hegt und pflegt. Sie mögen einander nicht besonders. Man könnte es auch als eine ambivalente Liebesbeziehung bezeichnen. Denn beide können nicht wirklich mit , aber auch nicht ohne einander. Burgenländer sind bereit, viel zu opfern, wenn es um Ausbildung und Beruf geht. Sogar nach Wien zu ziehen. Es wird also vieles in Kauf genommen, eines muss aber unbedingt bleiben: der Hauptwohnsitz im Burgenland und damit verbunden – das Autokennzeichen. Denn wer möchte schon daheim als "Weana Bazi" beschimpft werden.

Auch ich habe mich lange dagegen gewehrt, der Heimatgemeinde auf dem Papier Lebewohl zu sagen. Schließlich wurde es mit dem Stempel vom Magistrat amtlich: Ich bin Wienerin. Was offiziell heißt, ich habe auch ein W auf der Nummerntafel. Dass das ungeahnte Vorteile bringen würde, konnte ich ja nicht ahnen: Egal, ob ich nicht gleich Vollgas gebe, wenn die Ampel Grün zeigt oder ich noch schnell die Spur wechsle, weil ich mich falsch eingereiht hatte: Ich werde nicht angehupt. Wiener Charme statt Grantscherm.

Ganz anders letzte Woche. Eigenes Auto in der Werkstatt, also musste das meiner Eltern herhalten. Mit GS statt W fuhr ich also durch die Stadt. Mein Fahrstil - wie immer, aber für die Weana Bazi war ich ein gefundenes Aggressionsabbau-Opfer: Drei Mal wurde ich angehupt, ein Mal hat man mir den Vogel gezeigt. Als "depperter Burgenländer" abgestempelt. Da war’s auch bei mir vorbei mit dem Ghertsih. Zurückgehupt, Vogel und Finger gezeigt und schon ging es mir besser. Ich darf das ja, schließlich bin ich amtlich ein Weana Bazi.

eMail: natascha.marakovits@kurier.at

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