Räuchern

Zu Maria Lichtmess ist Räuchern Pflicht, sagen meine esoterischen Freunde.
Simone Hoepke

Simone Hoepke

Zu Maria Lichtmess ist Räuchern Pflicht, sagen meine esoterischen Freunde.

von Mag. Simone Hoepke

über alte Bräuche

Morgen ist Maria Lichtmess. Ich hab es an der Straßenbahnhaltestelle erkannt. Am Christbaum, der dort seit heute lehnt. Traditionell fliegen Christbäume ja spätestens zu Lichtmess aus der Wohnung. Warum sie oft an der Bim-Station ausgesetzt werden, ist mir ein Rätsel. Aber das scheint in Wien so Brauch zu sein. Und Bräuche sind in Mode.

So wie Räuchern. Zu Maria Lichtmess ist das Pflicht, sagen meine esoterischen Freunde. Hat auch die Oma so gemacht. Mit der Kehrschaufel, darauf Glut aus dem Ofen und ein bissl Weihrauch drüber, ist sie durchs Haus gelaufen und danach hat es gerochen wie im Stephansdom zu den Feiertagen. So war das früher. Heute ist Räuchern komplizierter.

Der moderne Mensch braucht als Basisausstattung den Edelstahl-Räuchersieb samt passender Bürste zum Saubermachen, die rot gefärbte Truthahnfeder zum Fächeln der Räucherkohle, Granulatsand, die Räucherschale und ein Tablett, auf dem das alles Platz hat. Samt Räuchermischung, die es für alle Lebenslagen gibt. Von der "Amore"-Ausführung, die "eine Aura umfassender Liebe zu allem, was existiert" schafft bis zur Tutenchamun-Variante, die "sanft in die Nacht gleiten lässt". Riecht nach Geschäftemacherei. Ich hab deshalb am Basar Weihrauch gekauft. War ein gutes Geschäft. Für den Händler. Ich weiß nicht was er mir verkauft hat, aber Weihrauch war es keiner.

Kommentare