Fasten für Ungläubige

Doris Knecht

Doris Knecht

Wer’s nicht aushält, soll gefälligst draußen bleiben

von Doris Knecht

über das große Fasten

Gestern hat wieder das große Fasten begonnen. Nicht nur unter Katholiken: auch Ungläubige nützen die Zeit bis Ostern, um ein paar Gewohnheiten zu unterbrechen.

Es bietet sich ja an: Erstens ist man nicht allein. Zweitens sind die 40 Tage bis Ostern eine gute, nennenswerte Verzichts-Dauer, nach deren Absolvierung man ruhig stolz sein darf auf Konsequenz und Selbstdisziplin. Wobei ihre Autorin das vor allem als Qual in Erinnerung hat: Als Kinder verzichteten wir in der Fastenzeit auf Süßigkeiten, unerleichtert durch den Umstand, dass alles Zuckerzeug, das wir in der Zeit bekamen, in einem riesigen Glas aufbewahrt wurde, quasi vor den Augen unserer von Zucker-Entzug gepeinigten Organismen. Das war hart und hindert mich bis heute an der Wiederholung des Experiments.

Fasten tut dagegen der Kollege Florian Holzer, der 40 Tage auf Fleisch und auf Alkohol verzichtet und darüber (auf falter.at) auch bloggt. Worauf er, unabhängig von der Fastenzeit, künftig übrigens auch verzichte: "Mit Rauchern über Nichtraucher-Regelungen zu debattieren. Auch und vor allem, wenn die Schlagworte Verbotsgesellschaft, Freiheit, Entmündigung fallen."

Das ist eine gute Idee, denn es bringt ja tatsächlich nichts. Auch wenn ich zu "Entmündigung" durchaus den Gestank rechnen würde, der einem gänzlich unerbeten anhaftet, wenn man nachts eine jener vielen Wiener Bars verlässt, in denen ganz selbstverständlich geraucht wird, und wer’s nicht aushält, soll gefälligst draußen bleiben.

Ich kenne bisher auch niemanden, der die Fastenzeit für einen 40-tägigen Zigaretten-Verzicht nutzt. Dabei wäre es möglicherweise zielführender als der Vorsatz, mit dem Rauchen ganz aufzuhören, weil es diesen massiven Abschiedsschmerz, den dieser Entschluss in den ersten Stunden auslöst, stark lindern würde. Man könnte sich sagen: "Ich tschick’ nur 40 Tage nicht, dann rauche ich wieder." Wobei natürlich, wenn man es 40 Tage geschafft hat, die Gefahr besteht, dass man auch 400 schafft. Oder 4000, oder für immer.

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