Ein Werbezug ist keine Demonstration

Doris Knecht

Doris Knecht

Wesentlich wäre, zwischen Parade und Demonstration zu unterscheiden.

von Doris Knecht

über Ring-Sperren

Man darf dann aber auch sagen, wenn es genug ist. Heute wird schon wieder der Ring teilweise gesperrt, weil eine "Demo" stattfindet: Jedenfalls wurde die Bademantel-Parade zu Ehren des 80. Geburtstags von Udo Jürgens unter diesem Titel angekündigt. Das ist einerseits eine lustige Idee, andererseits eine Werbeaktion von Madame Tussauds, deren Udo-Jürgens-Wachsfigur bei der Parade mitgeführt und am Ende wieder an ihren Platz zurückgebracht wird. Diesen Werbezug als Demonstration anzumelden, zeugt zumindest von marketing-genialer Chuzpe.

Man pflichtet in dieser Sache allerdings Bürgermeister Häupl bei. (Wie in letzter Zeit überraschend oft: seine Weigerung, einen FPÖ-Jungpolitiker zum Stadtschulrats-Vize zu bestellen, die schnelle, unbürokratische Einrichtung von 600 Notbetten für Flüchtlinge: Respekt). Häupl nannte die Bademantel-Parade einen "Missbrauch des Demonstrationsrechtes" und will eine Gesetzesänderung. Zu Recht.

In der müsste es im Wesentlichen darum gehen, zwischen Parade und Demonstration zu unterscheiden. Das ist eigentlich einfach: Das eine ist eine mobile Party, das andere stellt politische Forderungen. Wobei die Regenbogen-Parade natürlich ganz klar eine Demonstration ist, weil sie das wichtigste Kriterium einer solchen erfüllt: Die Forderung von Gleichstellung von Homo- und Heterosexuellen ist eindeutig politisch.

Bei einer Parade dagegen geht es darum, etwas oder jemanden zu feiern, wie eben Udo Jürgens. Oder, wie kürzlich, das 110-jährige Bestehen des Café Korb, sowie seine fabelhafte Chefin Susanne Widl, die im Rahmen einer "Prozession" mit Blasmusik und Tätärä durch den ersten Bezirk getragen wurde.

Es ist am Freuen und Feiern ja gar nichts verkehrt: das sollte man viel, viel öfter tun. Allerdings hat Wien mittlerweile eigentlich genug Fußgängerzonen, in denen es sich ausgezeichnet paradieren lässt. Wenn man künftig dort feiert und weiter auf der Straße demonstriert, ist vermutlich allen gedient.

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