Über den Umgang mit Promis

Dieter Chmelar

Dieter Chmelar

Tröstlich allenfalls, dass es auch tatsächlich Großen im Kleinen widerfährt – nämlich derlei despektierliche und drollige Distanzlosigkeiten.

von Dieter Chmelar

über das Leben als Promi

"Sagen Sie", gebot mir einmal eine ältere Dame auf offener Straße Einhalt, "finden Sie nicht, dass Sie für Ihren Mordstrumm-Körper einen viel zu kleinen Schädel haben?"

(Diese Begebenheit stammt aus jenen Zeiten, als ich noch regelmäßig auf dem Bildschirm und damit, ohne zu fragen, in den Wohnzimmern des Landes erschien.)

Ich muss gestehen: Das macht sogar Plauderwasteln (© by Herbert Hufnagl selig) vorübergehend sprachlos.

Selbst als ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte – Heli Deinboek nannte diese Reaktionsverzögerung so trefflich: "Von null auf verwundert in zehn Sekunden" –, gelang mir nur der Satz: "Ich bitte um Vergebung, gnädige Frau, ich arbeite daran." In welche Richtung sich das entwickeln würde, war mir damals selber nicht in voller Dimension bewusst.

Eine andere Passantin musterte mich seinerzeit eingehend, ehe sie, unter Kopfschütteln, murmelnd davoneilte: "Hören Sie, Sie sind ja viel größer als in Wirklichkeit!" Es klang verdammt nach Vorwurf.

Tröstlich allenfalls, dass es auch tatsächlich Großen im Kleinen widerfährt – nämlich derlei despektierliche und drollige Distanzlosigkeiten.

Willi Resetarits mutmaßte, noch zu Ostbahn-Kurti-Tagen, dass die bloße Präsenz eines Menschen im Fernsehen den gemeinen Gebührenzahler dazu ermächtigt, ihn "immer und überall anzureden" und ihm – gegebenenfalls – "jederzeit a leichte Tetsch’n" zu verabreichen.

So viel zum Thema: "Promis, die Bekanntheit mit Beliebtheit verwechseln".

dieter.chmelar@kurier.at

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