Man muss wissen.

von Georg Leyrer

über den Grund, sich am Montag "Citizenfour" anzusehen.

Ein immens wichtiger Film zur, leider, richtigen Zeit im Fernsehen: „Citizenfour“, Oscar-gekrönte Doku (23.11., 23.00 Uhr, ARD) über Edward Snowden, den Aufdecker der skandalösen Totalüberwachung des Internets.

Zur richtigen Zeit, weil das Wort „skandalös“ in diesem Kontext dieser Tage unwillkürlich stutzen lässt. Denn angesichts des Terrors in Frankreich scheint ein Beharren auf das Recht zur freien, unbeobachteten, ungespeicherten Kommunikation im Internet vielen Menschen wie ein Affront, wie ein Hirngespinst der Weltfremden.

Sollte man nicht, um derartiges Blutvergießen künftig zu verhindern, mehr Online-Überwachung in Kauf nehmen? Sollte man nicht den Behörden freiere Hand lassen, vor allem, da man ja selber nichts zu verbergen hat?

Darüber wird derzeit nicht diskutiert, aus den Bildern der Gewalt hat sich hierzu ganz offenbar ein Konsens geformt: Man sollte.

Man sollte aber auch gerade den politischen Konsens immer überprüfen, testen, abklopfen. Und dazu muss man wissen. Man muss ganz genau wissen, was man hier preisgeben will. Man muss wissen, wem man das preisgibt und was das nützt. Was derjenige damit anfängt und was der damit in Zukunft alles anfangen kann.

Wer das nicht weiß und wissen will, der tut gut daran, heute fernzusehen. Nach 110 Minuten „Citizenfour“ weiß man um vieles genauer, worum es hier geht. Und kann sich dann mehr auf seine Meinung verlassen als zuvor.

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