Im Ödland

Was hält den ORF davon ab, öfter so hochwertige Themenabende zu gestalten?

von Anna Gasteiger

über die Doku 'Der Anständige'.

Die Dokumentation "Der Anständige", die ORF2 am Freitag, nur wenige Wochen nach Kinostart, zeigte, war ziemlich beeindruckend: Wie "Heini" und sein "Liebi" Magda Himmler einander in ihren frühen Briefen umschmeichelten. Wie sie sich in einem ziemlich hässlichen Kasten am Tegernsee ihr nationalsozialistisches Kuschelnest bauten. Wie Tochter "Püppi" Gudrun von einem "herrlichen" Ausflug ins KZ Dachau schwärmte (damals offenbar ein Modewort – heute würde sie wahrscheinlich sagen "geil"). Wie aus der "lieben, kleinen Frau" irgendwann "Mami" wurde, während Himmler sich eine Zweitfamilie mit seiner Sekretärin aufbaute. Und, so nebenbei, den Holocaust organisierte.

Der ORF ist zu Recht stolz auf diese TV-Weltpremiere, die, wie es in einer Aussendung heißt, auch noch "auf bemerkenswertes Interesse" bei den Zuschauern stieß. Aber was hält ihn davon ab, öfter so hochwertige Themenabende zu gestalten? Auf dem Hauptsender ORF 2, und nicht in der ORF III-Nische? Es ist wohl kein Zufall, dass diese Qualitätsoffensive jetzt stattfindet. Das ORF-Management legt in den nächsten Tagen das Budget 2015 vor; die Aufmerksamkeit ist derzeit also besonders groß. Das ändert aber nichts daran, dass gerade die Wochenenden im Fernsehen oft geistiges Ödland sind, mit Schlagershows und (Wiederholungen von) Berieselungsserien.

Klar ist und bleibt: Bei anspruchsvollem (!) Programm und den großteils hervorragenden ORF-Informationssendungen darf auf keinen Fall gespart werden.

Kommentare